Die Autobahn war bei der Fahrt hierher noch nie so leer. Aber wir sind auch mitten in der Nacht los, weil die Zeiten der Fähre reduziert sind. Es hat aber alles wunderbar geklappt und so konnten wir uns schon nachmittags frischen Seewind um die Nase wehen lassen.
Heute ging es wieder nach Hause. Zum Glück führte meine Bahnverbindung über Hamburg und nicht wie auf der Herfahrt über Hannover. Die Strecke zwischen Hannover und Berlin ist nämlich wegen eines Zusammenstoßes von zwei Güterzügen gesperrt.
Ich nahm kurzentschlossen einen früheren Zug. Das war auch gut so, mein eigentlicher hatte Verspätung.
Im Zug habe ich hauptsächlich Hörbuch gehört und gestrickt. Die erste Socke ist noch auf dem Heidschnuckenweg fertig geworden, die zweite habe ich gleich angefangen.
Auch das Stickbild Weihnachtsbaum habe ich noch am Abreisemorgen fertig stellen können.
Gerne möchte ich den Heidschnuckenweg ganz laufen. Daher hebe ich meinen Wanderpass gut auf. Im nächsten Jahr geht es weiter. Und dann treffe ich ganz bestimmt auch mal Schafe!
Ich war wieder früh wach und ob der anstehenden langen Etappe innerlich sehr unruhig. Nach meiner Morgengymnastik packte ich den Koffer wieder um. Komisch, dass man die ideale Konfiguration nur einmal findet und dann nicht wieder herstellen kann. Obwohl ich Fotos davon gemacht habe.
Um Zeit zu überbrücken, macht ich von der Tassimo-Kaffeemaschine des Zimmers Gebrauch. Da ich so etwas zu Hause nicht habe, musste ich erstmal das Internet zum richtigen Einsatz befragen. Der Kaffee baute mich auf.
Um 7:30 Uhr gab es Frühstück, das bisher beste der Reise. Ich stellte mir einen guten Morgenbrei mit Haferflocken, Nüssen, Saaten und Honig zusammen. Diesen goss ich mit Tee auf, inzwischen eine schon erprobte Methode für Brei. Es gab eine großzügige Lunchtüte, und ich füllte meine Box für die lange Etappe auf.
Um 8:30 Uhr startete ich meine Wanderung auf dem Heidschnuckenweg. Zunächst hatte ich Mühe, den richtigen Einstieg zu finden, so dass die App mit den Wanderkarten doch noch zum Einsatz kam.
Nach Überqueren der Hauptstraße ging es hinein in den Wald. Auf einem schmalen Weg an den Bahngleisen entlang, gelangte ich schließlich zu den Quellteichen der Luhe. Die Quelle selbst liegt unterirdisch.
Nach noch mehr Wald ging es mal wieder unter der A7 hindurch, dieses Mal unter zwei etwas auseinander liegenden Strängen der Fahrbahn. Über einen Bahnübergang, vorbei an Windkraftanlagen (dort stand das Schild „Vorsicht Eiswurf“), über eine Straße und wieder in den Wald hinein. Schließlich kam noch einmal ein schönes Stück offene Heide.
Dann war eine Häuseransammlung namens Deimern erreicht.
Nach dem Örtchen folgte noch mehr Wald, das Ehlbläcksmoor lag hinter den Bäumen verborgen.
Insgesamt war der Wandertag recht waldlastig. Schließlich kam ich am Heidepark Soltau heraus, der in der Winterruhe ist. Die Wegführung über den riesigen Parkplatz war sehr spannend. Das möchte ich nicht bei vollgeparkten und wuseligen Verhältnissen machen müssen.
Am Eingang machte ich eine kurze Pause, da es nur hier überdachte Bänke gab. Zwar regnete es heute nicht, aber die Bänke waren alle feucht von gestern oder der Luftfeuchtigkeit. Zeit für ein Ei und die erste Mandarine der Saison – immer etwas besonderes. Den Energieriegel aß ich im Laufen und mit Handschuhen. Es war zu kalt für eine längere Pause.
Wieder Wald, dann Fischteiche auf einem Sportangler-Gelände. Schließlich bog der Weg ins Böhmetal ein. Leider tat mir ab hier mein linker Fuß furchtbar weh. Ich vermute, dass oberhalb des Knöchels eine Druckstelle entstanden ist, vielleicht durch den Saum der langen Unterhose. Jedenfalls tat es bei jedem Schritt furchtbar weh. Den Schuh anders schnüren half leider nicht.
Im Böhmetal kam mir einiges bekannt vor, hier sind wir im Frühjahr 2020 gewandert. Hinter der grundlosen Kuhle
zeigten sich die ersten Gebäude von Soltau.
Mein Weg führte mich eh an der Therme vorbei. Schnell holte ich dort den für diese Tour letzten Stempel in meinem Wanderpass ab. Die Damen hatten den Stempel schon für den Winter weggelegt. Tja, mit Verrückten wie mir ist halt immer noch einmal zu rechnen.
In Soltau lief ich bis zum Stadtzentrum und steuerte eine Apotheke an. Die Apothekerin war sehr hilfsbereit und begutachtete meinen Fuß. Sie hält es für eine Druckstelle und hat mir ein großes Blasenpflaster verkauft. Das sollte es dann abpolstern. Mal abwarten, ob es hilft.
Weiter ging es bis zum Wolleladen Lana Materia, wo ich meine Wanderung offiziell beendete. Praktisch 23 km zum Wolleladen gelaufen. Ich erstand einen Strang schöner Sockenwolle zur Erinnerung.
Ab da war Soltau eher enttäuschend. Im Cafe vom Eine-Welt-Laden war der einzige Tisch von einer lauten Frauengruppe besetzt, so dass ich das Weite suchte. Arko war inzwischen in die Mittagspause gegangen. Der Buchladen hatte keine einzige Postkarte von Soltau und die Tourist-Info verschloss gerade die Türen.
Also ins Hotel Das Greune Eck. Leider ist es das schlechteste Hotel der ganzen Wanderung. Trotz fehlender Auslastung bin ich in der Abstellkammer untergebracht, die Dusche ist mit Duschvorhang und hat Probleme, das Wasser ablaufen zu lassen. Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, umzuziehen, konnte bei Google auf Anhieb aber auch nichts besseres finden.
Nach einer heißen Dusche lief ich unter Schmerzen wenigstens noch einmal zu Arko und gab mir selbst vier Pralinen von der Theke aus. So etwas leiste ich mir ja sonst nicht. Und den erfolgreichen Abschluss meiner vier Wandertage unter teilweise erschwerten Bedingungen wollte ich unbedingt würdig begehen.
Die Tage hier in der Heide haben mir wieder sehr gut getan. Die Landschaft ist wunderschön und beruhigend. Heute war es aufgrund der kalten Temperatur von nur 1 Grad und auch der Länge der Strecke noch einmal besonders herausfordernd. Ich bin sehr stolz, dass ich alles körperlich und mental gut geschafft habe.
Morgen geht es nach Hause. Ich werde gleich die Bahnverbindungen checken, weil aufgrund eines Unglücks mit Güterzügen ziemlich viel Chaos herrscht.
Wanderung: 23,03 km, 4 Stunden 37 Minuten, 30.535 Schritte.
Heute Nacht habe ich trotz des netten Zimmers und des guten Betts schlecht geschlafen. Ich habe es zunächst gar nicht gemerkt, aber der Wind ist über Nacht sehr stark geworden. Ein Blick ins Handy zeigte, dass der Deutsche Wetterdienst vor Sturmböen warnte. Weil das noch nicht reichte, war auch noch ordentlich Regen angesagt.
Ich wollte die Wanderung trotzdem zumindest versuchen. An mehrere Stellen hätte ich verkürzen oder abbrechen können. Also war das Risiko nicht so hoch.
Das Frühstück war ganz gut, nur das Brot und die Brötchen sahen wieder sehr nach Zusatzstoffen aus. Also füllte ich mir meine Lunchbox mit Ei, Käse und Gemüse. Den Morgenbrei goss ich mir dieses Mal mit Assamtee auf. Funktioniert auch wunderbar.
Schließlich war alles gepackt und fertig. Nach ein wenig Smalltalk mit dem netten Mann an der Rezeption stiefelte ich los. Direkt nach den paar Häuschen von Niederhaverbeck ging es hinein in die Niederhaverbecker Heide. Bald setzte der Regen ein. Erst leise, dann immer stärker. Nach der ersten Kurve kam der Wind von vorn, somit auch der Regen. Ach ja.
Am Rastplatz „Zur schönen Aussicht“, wo heute wenig zu erkennen war, hätte ich beinahe noch meinen selbst ! gestrickten Handschuh verloren. Aber gerade noch rechtzeitig gemerkt. Die Strecke zog sich ein wenig, dann war ich in Behringen.
Hier war die Tourist-Info ganz zu und die Gasthäuser noch. Also wanderte ich nach einem Blick aufs Regenradar weiter. Wirklich besser würde es nicht mehr werden.
Vorbei ging es am Brunausee, der bestimmt ganz toll ist, aber unter der Kapuze habe ich nicht viel mitbekommen. Der Weg führte an einer Autobahngaststätte vorbei, wo es aber so schrecklich nach Frittierfett roch, dass ich wirklich keine Lust auf eine Pause dort hatte. Dann ging es unter der A7 entlang und dahinter durch ein Tor neben dem Klärwerk wieder in den Wald hinein.
Hinter Borstel in der Kuhle kam wieder ein besonders schönes Stück Heide mit tiefen Tälern. An einem Unterstand legte ich eine Pause ein, aß mein Ei und einen Energieriegel. Lange konnte ich aber nicht bleiben, denn ich war ziemlich durchnässt und meine Finger vor Kälte recht steif. Also weiter.
Nach einer Holzbrücke war Hützel erreicht, dann zog sich der Weg aber ewig auf Straßen. War ich froh, als ich endlich in Bispingen ankam. In der Ortsmitte machte ich einen Abstecher zur Bispingen Touristik, die meine Reise gebucht hat. Ich hatte wenig Hoffnung, diese geöffnet zu finden. Aber auf mein Klopfen wurde geöffnet und ich lernte die zwei sehr netten Damen dort kennen. Die Frau, die meine Buchung gemacht hat, meinte, sie hätte heute sehr an mich gedacht wegen des Wetters. Ist das nicht super nett? Ich habe mich ausdrücklich für die tolle Organisation bedankt. Offenbar hatte sie ganz viel Mitleid mit mir in meinem patschnassen Zustand und schenkte mir die bronzene Wandernadel. Da habe ich mich extrem gefreut. Für morgen zeigte sie auch eine Alternative mit dem Bus aus, aber alles erstmal sehen.
Schließlich ging ich noch in den kleinen Buchladen und einen niedlichen Geschenkeladen. So gut ausgestattet, kam ich in meine Unterkunft Pension Monika. Nach einer heißen Dusche und einem Tee geht es mir schon viel besser, und die Anstrengungen sind fast vergessen. Puh, es war wirklich extrem schlechtes Wetter und dadurch alles sehr anstrengend. Immerhin haben die Klamotten einigermaßen dicht gehalten. Nur der Wanderführer hat leider Wasser abbekommen in der Innentasche. Ich weiß nicht, ob das beim Herausholen passiert ist oder eben doch wegen des Regens. Er trocknet nun auf der Heizung.
Aufgrund des Wetters gibt es heute leider nicht so viele Fotos. Es war einfach zu nass.
Wanderung: 19,91 km, 4 Stunden 27 Minuten, 24.075 Schritte.
Auch heute war ich wieder früh wach. Ich hörte nach etwas Morgengymnastik in Ruhe mein Hörbuch zu Ende. Schließlich packte ich den Koffer noch einmal komplett neu und bekam mehr hinein, als ursprünglich befürchtet. So war der Tagesrucksack vertretbar schwer.
Beim Frühstück war ich heute schlauer und goss ein wenig Müsli einfach mit heißem Wasser aus dem Samowar auf. Fertig war der Frühstücksbrei. Wieder füllte ich mir meine Lunchbox,
ließ den Müsliriegel mit den seltsamen Inhaltsstoffen dieses Mal aber gleich liegen.
Kurz vor 9 Uhr startete ich den nächsten Abschnitt auf dem Heidschnuckenweg. Von Undeloh ging es gleich hinaus in die Heide. Das Wetter war heute leider nicht so gut. Immerhin war es zunächst trocken, aber erheblich kühler als gestern. Die Heide hier ist natürlich in jedem Wetter schön.
Teilweise kam ich an bekannten Stellen vorbei und konnte mich an unsere Wanderung aus 2020 erinnern. Die war mit Schlange und Schuhen ohne Sohle besonders eindrucksvoll.
Ich machte ab und an Pause, um Tee aus der Thermos zu trinken und warm zu bleiben. Die Thermos habe ich heute am Buffet aufgefüllt. Vom Hotel habe ich zum Glück gekühltes Wasser bekommen…
Schnell war Wilsede erreicht.
Leider hatte das Museum doch zu, ebenso das Gasthaus. Die Milchhalle sollte erst um 12 Uhr aufmachen. Bis dahin war noch Zeit. Immerhin konnte ich meine Postkarten in einen Briefkasten einwerfen, der seinen eigenen Unterstand hatte. Damit er nicht so nass wird oder so.
Bis dahin reichte praktischerweise das WLAN der Milchhalle, und so konnte ich meine Statusmeldungen absetzen und auch noch einmal das Wetter checken. Da es nicht besser wurde, aber auch nicht schlimm schlechter, beschloss ich, die Runde zum Totengrund zu gehen.
Leider fand ich den Einstieg zum Rundweg nicht bzw. war mir unsicher. Da ich mich bei dem Wetter nicht noch verirren wollte, lief ich wieder zurück nach Wilsede. Dort machte ich ein wenig Pause bei einem anderen Unterstand und wartete auf die Öffnung der Milchhalle.
Sie war nämlich heute der einzige Ort in Wilsede, an dem ich den heißbegehrten Stempel erhalten konnte. Und einen Latte Macchiato. Das war nett, auch wenn die Bedienung erst noch ein wenig auftauen musste.
So gestärkt konnte ich anschließend den Wilseder Berg erklimmen, mit fast 170 Meter.
Auf dem Gipfel waberte dramatischer Nebel.
Weiter ging es durch die Heide auf einem schönen, schmalen Weg. Bald kam wieder Wald. Schließlich ging es an der Haverbeeke entlang nach Niederhaverbeck.
Hier bin ich im Haverbecker Hof untergebracht. Dieser wird vom Naturschutzverein bewirtschaftet. Es ist ein sehr schönes Hotel, das besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legt.
Da nicht viel los ist, wurde ich netterweise zu einem Doppelzimmer im Haupthaus aufgewertet und brauchte nicht mehr raus. Nun kann ich heute Nacht quer im Bett liegen.
Die Sachen habe ich zum Trocknen an die Heizung geräumt. Eine heiße Dusche tat mir sehr gut. Nach diesem Beitrag gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über.
Dem Wetter zum Trotz war der Wandertag heute ebenfalls wunderschön. Die Heide zu dieser Jahreszeit hat wirklich etwas. Heute habe ich nur einen Waldarbeiter und zwei Radfahrer getroffen. Ansonsten eine herrliche Ruhe und besondere Stimmung. Hier kann ich wirklich ein Stück weit zur Ruhe kommen und die Gedanken laufen lassen. Der Regen war einigermaßen auszuhalten, zumal ich in Wilsede die Regenhose übergezogen habe. Ein sehr schöner Tag!
Wanderung: 18 km, 4 Stunden 37 Minuten (wegen der langen Pause in Wilsede), 21.326 Schritte.