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Kaikoura

Kaikoura, 09. November 2019

Heute früh klingelte der Wecker um 4:30 Uhr. Draußen war es noch dunkel. Schnell eine Tasse Tee trinken, einen Keks essen und eine Tablette gegen Reisekrankheit einwerfen. Und dann musste ich auch schon los.

Morgenstimmung.

Ich hatte für heute eine Albatross-Tour bei encounter Kaikoura gebucht. Gestern früh war noch unklar, ob die Tour überhaupt statt finden kann, weil die Mindestteilnehmerzahl noch nicht erreicht war. Aber zum Glück gab es dann gestern noch zwei weitere Buchungen. Die meisten Besucher in Kaikoura machen Touren zu Walen und zu Delfinen. Dabei ist die Tour zu den Seevögeln die weitaus beste!

Mit einem Mini-Van brachte Gary uns vier zur South Bay. Dort gingen wir am Hafen an Land an Bord. Das Boot befand sich auf einem Anhänger, der von einem Traktor die Slipway ins Wasser geschoben wurde. Das war definitiv mal was anderes. Wahrscheinlich ist das die Lösung, weil an dieser Stelle viele Veranstalter Touren anbieten und auch die Fischer mit ihren Booten ins Wasser müssen. Der Hafen ist sehr klein und hätte mit Sicherheit nicht genug Platz, dass alle Boote vor Ort im Wasser liegen.

Wir folgten einem Fischerboot, da Fischerboote immer einen ganzen Schwarm von Seevögeln anziehen. Auf dem Weg sahen wir sogar einen Wal, und zwar einen Humpback Whale (Buckelwal). Wie erwartet, waren das Fischerboot bzw. sein Produkt durchaus begehrt.

Fischerboot.
Fischerboot mit Gefolge.

Gary warf dann noch einen eigenen Köder aus: Fischleber. Das war natürlich sehr verlockend und in Null komma Nix hatten wir einen eigenen Vogelschwarm um unser Boot. Die Vögel waren so nah an uns dran, dass man sie hätte anfassen können, wenn man dabei nicht solche Angst um seine Finger gehabt hätte.

Er kann auch im Wasser stehen.

Es gibt viele verschiedene Arten von Albatrossen. Die größte ist der Royal Albatross (Königsalbatross), der eine Spannweite von 3,3 Metern haben und 42 Jahre alt werden kann. Einen solchen Royal Albatross sahen wir auch, sie sind inzwischen als gefährdete Art eingestuft. Außerdem sahen wir vier Wandering Albatrosse, einen New Zealand White-Capped Albatross und 35 Salvin’s Albatrosse. Zum Glück hat Gary so gut mitgezählt, ich hätte ihnen ja nicht mal die richtigen Namen geben können.

Große Spannweite.
Da war doch was…
Erwartungshaltung.
Wer ist größer?
Alles meins!

Wenn die Albatrosse vom Meer aus starten, schwingen sie mit den Flügeln und laufen scheinbar auf dem Wasser. Beim Landen rutschen sie das letzte Stück wie ein Surfer. Und sie machen sehr seltsame, sehr laute Geräusche. Teilweise wiehern sie wie ein Pferd. Das war mir völlig neu.

Landung.

Nach einer Weile fuhren wir ein Stück weiter und auf einmal war ein Schwarm von Delfinen um uns herum. Die Delfine wirken sehr verspielt, als ob es ihnen Spaß machen würde, unter dem Boot durchzutauchen und aus dem Wasser aufzutauchen. Sie sind so fix, dass sie schwer scharf zu fotografieren sind. Es waren Dusky Dolphins (Schwarzdelfine). Gary erzählte, dass die Delfine nachts fressen, am Vormittag gern im Wasser spielen und dann mittags ein Schläfchen einlegen, wobei jeweils eine Gehirnhälfte schläft und die andere wach ist, damit sie Ausschau nach Fressfeinden aushalten können. Nach einer Weile tauschen die Gehirnhälften dann die Aufgaben.

Dusky Dolphins.
Macht’s gut und danke für den Fisch.
Die Fischleber ist aufgegessen.

Schließlich fuhren wir noch an ein paar Felsen vorbei, auf denen sich Robben ausruhten. Robben gibt es hier sehr viele, aber sie sind dennoch ein faszinierender Anblick.

Robbe.

Nach gut zwei Stunden ging es wieder an Land und zurück zu meinem Quartier. Dort kam ich gerade richtig zu einem sehr leckeren Frühstück.

So gestärkt, machte ich mich auf den Kaikoura Peninsula Walkway. Das war eine sehr schöne Tour. Erst ging es an der Straße entlang (gleichzeitig am Meer) zur Point Kean Robben Kolonie. Dann führte der Weg hoch auf die Klippen, am Rand entlang zur South Bay und dann durch einen Wald und Tom’s Steps wieder zurück zur Hauptstraße.

Auf der Kaikoura Halbinsel.

Anschließend besuchte ich das Kaikoura Museum, das eine Ausstellung zur Geschichte Kaikouras zeigt und einen Raum dem großen Erdbeben von vor drei Jahren gewidmet hat. Dort gab es unter anderem Berichte der Betroffenen als Video, sehr eindrucksvoll. Man kann nicht vorhersagen, wann das nächste Erdbeben kommt und wie dieses verlaufen wird. Aufgrund der Tsunami-Warnung hatten sich viele Einwohner Kaikouras auf höher gelegene Gebiete zurück gezogen. Das Erdbeben dauerte zwei Minuten und trat in der Nacht auf. Das muss wirklich sehr erschreckend gewesen sein.

Nach diesen Informationen bummelte ich noch ein wenig die Hauptstraße entlang, wobei Kaikoura eher klein ist. Nun genieße ich die Aussicht von meinem Zimmer aus aufs Meer und die Sonne. Es sind wieder 23 Grad. Sehr gut im Vergleich zum aktuellen Novemberwetter zu Hause.

Morgen geht es dann schon wieder weiter.

Sichtungen heute laut Garys Liste:

1 Royal Albatross, 4 Wandering Albatross, 1 New Zealand White-Capped Albatross, 35 Salvin’s Albatross, 20 Giant-Northern Petrels, 1 Giant Southern Petrel, 15 Westland Petrels, 1 Grey-faced Petrel, 50 Cape Petrels, 36 Hutton’s Shearwaters, 2 Buller’s Shearwaters, 8 Pied Shags, 10 White-fronted Terns, 30 Black-backked Gulls, 20 Red-billed Gulls, Hump-Back Whale, Dusky Dolphins, Southern Cape Petrel, Oyster Catchers

Auf zur Südinsel

Kaikoura, 08. November 2019

Heute früh ging es auf zu neuen Abenteuern.

Dazu brachte mich meine Freundin netterweise schon ganz früh zum Interislander, der Fähre zwischen Wellington auf der Nordinsel und Picton auf der Südinsel. Meine Fähre war die Kaitaki. Die Überfahrt dauert etwas mehr als drei Stunden. Dabei braucht das Schiff die meiste Zeit, um aus dem Hafen von Wellington herauszufahren und dann durch die Marlborough Sounds zu navigieren. Auf dem Cook Strait, wie die Meerenge zwischen den beiden Inseln heißt, ist man also gar nicht so lange und damit auch nicht lange auf hoher See.

Das Wetter war bewölkt und nieselig bei ungefähr 12 Grad Celsius, aber es gab keine hohen Wellen, so dass die Fahrt recht komfortabel war.

Im Cook Strait.

Der Kapitän sagte unterwegs Delfine auf Steuerbord an, aber als wir raus kamen, waren keine mehr zu sehen.

Erster Eindruck von der Südinsel.
In den Marlborough Sounds.

In Picton wartete ich auf den Überlandbus Richtung Christchurch.

Interislander-Terminal in Picton.

Die Busse hier heißen InterCity und sind das Fortbewegungsmittel erster Wahl, wenn man kein Auto hat. Es klappte auch alles gut, der Fahrer war sehr freundlich.

Nach fast drei Stunden Fahrt kamen wir in Kaikoura an, was mein Ziel für heute war. Kaikoura ist ein Ort an der Ostküste und hat ca. 3.500 Einwohner. In Kaikoura gibt es viel Fischfang, vor allem wohl Langusten, und Ökotourismus mit Fahrten zu Walen und Delfinen.

Kaikoura.

Das Erdbeben im November 2016 verursachte in Kaikoura leider sehr viele Schäden. Durch Straßenschäden und Erdrutsche war Kaikoura tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Demzufolge mussten die Menschen in Kaikoura aus der Luft und über den Seeweg versorgt werden, Touristen wurden ausgeflogen. Erst Mitte Dezember 2016 konnte die erste Straße wieder freigegeben werden. Die Anbindung nach Norden bliebt über ein Jahr lang gesperrt. Auf der Fahrt heute kamen wir an vielen Baustellen vorbei, an denen die Straße nur einspurig befahrbar war. Dies führt einem deutlich vor Augen, wie schlimm die Auswirkungen des Erdbebens gewesen sind.

In Kaikoura wohne ich in einem B&B, das sehr schön an der Promenade liegt, und mein Zimmer hat sogar einen Blick aufs Meer. Nachdem ich mein Gepäck abgeladen hatte, habe ich noch einen Abendspaziergang auf den Aussichtspunkt gemacht. Das hat sich auf alle Fälle gelohnt. Es ist wunderbares Wetter und mit 25 Grad Celsius ein riesiger Unterschied zu Wellington.

Blick über Kaikoura vom Aussichtspunkt.
Blick auf die South Bay.
Ausblick.
Endlich wieder Schafe.
Zurück am Wasser.

Nun werde ich bald ins Bett gehen, da ich morgen früh raus muss. Warum erzähle ich morgen.

Letzter Tag in Wellington

Wellington, 07. November 2019

Heute ist mein letzter ganzer Tag in Welltington. Die Zeit hier war sehr schön. Ich bin froh, dass ich mich hier etwas von Japan erholen und die Erlebnisse verarbeiten konnte. Nun bin ich zur Ruhe gekommen und wieder bereit für neue Abenteuer.

Aber erstmal ging es noch einmal zu Garngeschäften. Wir fuhren zu einem sehr schönen Geschäft in Kilbirnie

Yarn Bombing in Kilbirnie.

und zu Nancys Stich Studio in Pipitea. Dort erstand ich zwei kleine Knäuel neuseeländischer Wolle, die ich schon auf den Weg nach Hause geschickt habe. Mal sehen, wer schneller zurück ist…

Anschließend brachte mich meine Freundin zurück in die Innenstadt zum Botanischen Garten, von wo ich über den Bolton Street Friedhof zum Hafen lief. Bolton Street Cemetery ist der alte Friedhof von Wellington, der 1840 eröffnet wurde. Dort sind viele Pioniere und wichtige Persönlichkeiten bestattet.

Bolton Street Cemetary
Bolton Street Cemetary

Im Hafen gab es noch einmal Picknick

Im Hafen von Wellington.
Pied Shag im Hafen.
Am Hafen von Wellington.

und dann eine kleine Arbeitseinheit im Cafe vom Te Papa.

Nachmittags ging es mit den Kindern zur Gymnastik und dann noch zu Besuch bei Freunden. Dann hieß es Koffer packen. Morgen muss ich schon ganz früh los zur Fähre. Weiter geht die Reise!

Zealandia

Wellington, 06. November 2019

Heute ging es nach Zealandia.

Eingang zu Zealandia.

Zealandia ist eine Art Park, welcher dem Schutz von einheimischen Pflanzen, Vögeln und anderen Tieren gilt. Es ist kein Zoo oder Tierpark. Vielmehr wird versucht, in einem geschützten Raum der Natur eine Chance zu geben. Das Gelände ist von einem Zaun umgeben, der nach Möglichkeit gegen Säugetiere wie Katzen oder Ratten abgeschirmt ist, damit sich die Vögel gut entwickeln können.

See in Zealandia.

Neuseeland war über Millionen von Jahren von anderen Landmassen getrennt und hat daher eine einzigartige Flora und Fauna entwickelt. So gab es außer Fledermäusen keine weitere Säugetiere, dafür aber viele verschiedene Vogelarten. Neuseeland war dicht bewaldet und bot daher für die Vögel einen einzigartigen Lebensraum.

Wald in Zealandia.

Mit der Ankunft der Maori gab es die ersten Eingriffe in die Natur, da diese auf ihren Schiffen Tiere wie Mäuse mitbrachten, die zum Beispiel Vogeleier aßen. Ein weiterer Einschnitt war die Ankunft der Europäer. Ich habe gehört, dass es zu Zeiten von Captain Cook und der ersten Siedler so viele Vögel gab, dass man das Land eher hören als sehen konnte. Die Siedler sollen zum Schlafen hinaus auf ihre Schiffe gegangen sein, um dem Krach zu entkommen.

Leider hat sich dies dann völlig gewandelt. Insbesondere durch Raubtiere wie Ratten, Katzen und Possums ist die Vogelpopulation einschneidend gestört worden. Bekanntestes Beispiel ist der flugunfähige Kiwi, der sich gegen solche Säugetiere überhaupt nicht durchsetzen kann und daher sehr gefährdet ist.

Ich war bereits zwei Mal in Zealandia bei meinen früheren Besuchen in Neuseeland, aber immer zu einer Nacht-Tour, um Kiwis zu sehen. Dieses Mal wollte ich wissen, wie alles im Hellen aussieht. Das war eine gute Entscheidung, denn die Tour war sehr spannend.

Wir waren acht Leute, alle aus Übersee. Wir wanderten mit unserer Führerin Manuela zwei Stunden lang durch das Gelände und sahen viele Vögel, Insekten und Reptilien. Alleine hätte ich vieles gar nicht entdeckt. Auch die Vogelrufe hätte ich nicht unterscheiden können. Manuela erzählte uns zudem viel über die Pflanzen und Bäume. So gibt es Baum-Fuchsien und natürlich verschiedene Farnsorten. Der Wald soll nach und nach von selbst wieder in den Urzustand zurück finden. Behutsam werden eingewanderte Pflanzen zurückgedrängt, und es besteht die Hoffnung, dass sich die einheimischen Pflanzen nach und nach wieder durchsetzen. Dafür hat Zealandia einen 500-Jahres-Plan entwickelt. Ganz schön ehrgeizig.

Als erstes gab es ein Ratespiel: Finde das Tier im Bild.

Stick Insect.

Dann ging es am See vorbei

Pied Shags (Karuhiruhi)

durch die Wetlands

Takahe

in den Wald.

Wald mit Baumfuchsien.

Dort gab es so viele Vögel zu hören und zu sehen:

North Island Robin (Toutouwai).
Buschpapagei (Kaka).
Kaka.
Kaka.
Und noch mal Kaka.

Im Wald gab es aber auch noch andere Tiere: Tuatara. Tuatara sind in Neuseeland endemische Reptilien. Es sind keine Echsen, sondern eine eigene Art. Tuatara werden auch als lebende Fossilien bezeichnet, und es gibt viel Forschung um sie.

Tuatara legen Eier in den Boden und graben sie ein. Die Jungtiere schlüpfen nach 12 bis 15 Monaten. Das Geschlecht der Tiere wird durch die Temperatur bestimmt. Ist das Ei wärmeren Temperaturen ausgesetzt, schlüpfen eher männliche Tuataras, bei geringeren Temperaturen eher weibliche. Daher sorgen sich die Forscher, dass die Tuataras vom Klimawandel besonders beeinträchtigt werden könnten.

Tuatara

Der nächste Geselle ist ein Gecko (Mokomoko).

Tuatara ist Maori und bedeutet „Gipfel auf dem Rücken“. Diese Wahrheit kann man auf dem folgenden Bild besonders gut erkennen.

Älterer Tuatara.

Nach der wunderbaren Tour brachte mich der Elektro-Shuttle-Bus zum Cable Car. Von dort lief ich zur Uni, um etwas im Hub zu arbeiten und meine Freundin zu treffen.

Zusammen fuhren wir zur Raphael House Rudolf Steiner Schule in Lower Hutt, die für den Großen als weiterführende Schule in Betracht kommt. Die Schule liegt schön auf einem Berg, und man hat von den Klassenzimmern in den einzelnen Gebäuden einen wunderbaren Blick auf den Wald und die Stadt. Besonders beeindruckend fand ich die Werke der Schüler in der Holzwerkstatt und bei den Handarbeiten. Mit der Schulführung gingen im Nu drei Stunden um.

Wir machten uns auf den Heimweg und noch einen kleinen Abendspaziergang. Dann haben wir den Sock Monkey fertig gestellt, der wirklich niedlich geworden ist. Außerdem habe ich noch den Schal für den Jüngsten fertig gestrickt, damit er nicht mehr als Einziger in der Familie ohne einen warmen Schal im Winter da steht. So war wieder ein Tag rum, aber angefüllt mit schönen Erlebnissen und interessanten Eindrücken.

Stadtführung zu Fuß

Wellington, 05. November 2019

Heute früh habe ich mich gesputet und bin über Berg und Treppen hinunter in die Stadt gestiegen. An der Touristeninfo buchte ich eine Stadtführung durch Wellington zu Fuß.

Wir waren eine kleine Truppe von sechs Leuten und zwei Stadtführern. Los ging es am Hafen, wo ich in den letzten Tagen schon öfter war. Dennoch gab es einiges neues zu entdecken. Die Führerin kannte sich gut mit den vielen Kunstwerken aus, die hier überall installiert sind.

Yarn Bombing am Hafen.
Wellington Museum.

Dann ging es weiter in die Innenstadt. Die großen Einkaufsstraßen und der Hafen von Wellington stehen heute auf gewonnenem Land, also Land, das entweder nach Erdbeben an die Oberfläche gekommen ist oder das aufgefüllt wurde. Daher sind alte Fotos und Bilder so faszinierend, die zeigen, dass beispielsweise an Stelle des Lambton Quay früher das Meer war. Wir gingen in das Gebäude einer ehemaligen Bank, heute eine Einkaufsarkade. Im Untergeschoß hat man ein paar Glasplatten eingelassen, durch die man ein Schiffswrack sehen kann, das dort liegt, weil diese Stelle eben früher Meer war. Auch auf dem Bürgersteig sind entsprechende Markierungen zur Lage des Wracks.

Schiffswrack unter der Einkaufsarkade.

In diesem Gebäude befand sich auch eine interessante Uhr, die zur vollen Stunde eine kleine Animation zur Geschichte Wellingtons bot.

Spieluhr.

In der Innenstadt sind viele alte Gebäude leider abgerissen und durch moderne Glaspaläste ersetzt worden, die im letzten Erdbeben aber weniger Widerstandskraft hatten als die alten Häuser. Aber das kann natürlich beim nächsten Erdbeben wieder ganz anders sein. Von manchen Häusern hat man die Fassade stehen lassen und neue Gebäude hineingebaut. Das sieht etwas seltsam aus, wenn aus einem schönen, alten verschnörkelten Haus etwas ganz anderes herauswächst.

In der Innenstadt.

Dieses Denkmal für Katherine Mansfield, eine neuseeländische Schriftstellerin, hat mir besonders gefallen. Es ist aus ihren Worten geformt. Ihre Haare bestehen aus den Worten der Einkaufsliste, die man zum Zeitpunkt ihres Todes bei ihr gefunden hat.

Katherine Mansfield.

Weiter ging es zu rechtlichen Themen. Wir gingen zunächst am District Court vorbei, in dem die Wellingtonians auch Jury-Dienste absolvieren müssen.

District Court.

Dann ging es weiter zum Supreme Court. Das Supreme Court gibt es noch gar nicht lange, erst seit 2004. Vorher wurden entsprechende Fälle vom Privy Councel in London entschieden. Das Supreme Court besteht aus fünf Richtern und hat einen einzigen Sitzungssaal. Da merkt man wieder, dass Neuseeland ein kleines Land ist und vielleicht auch nicht so viele höchstrichterliche Streitigkeiten hat wie wir in Deutschland. Da gerade keine Sitzung war, gab es auch keinerlei Sicherheitskontrollen, und wir konnten einen Blick in den Saal werfen. Der Saal sieht sehr geeordnet und offen aus. Außen ist das Gebäude von einem Stahl-Kunstwerk umgeben. Es sollen ineinander verwobene Äste von einheimischen Bäumen sein, soweit ich das verstanden habe, und außerdem sind sie so ausgetüftelt, dass Tauben möglichst nicht drin nesten.

Als nächstes schauten wir uns die Law School an. Wie ich schon mehrfach gehört habe, ist es das größte hölzerne Gebilde der südlichen Hemisphäre. Eigentlich sieht es teilweise mehr aus wie Stein, aber die Verzierungen an der Fassade sind alle Holzschnitzereien. Es ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Innen gibt es eine Ausstellung über die Einführung des Frauenwahlrechts und im Vault eine Darstellung, wie früher die dicken Bücher durch die Gegend gekarrt wurden.

Denkmal vor der Law School.

Auf der Ampel, die nach gegenüber zum Parlament führt, ist als grünes Ampelmännchen eine der Suffragetten abgebildet. Wie ich schon in einem anderen Beitrag geschrieben habe, ist Neuseeland das erste Land der Welt, welches das aktive Frauenwahlrecht einführte und zwar schon in 1893. Das passive Wahlrecht für Frauen wurde in 1919 eingeführt. Die Bewegung zum Frauenwahlrecht hing eng mit der Abstinenzbewegung zusammen. Aktuell hat Neuseeland mit Jacinda Ardern eine Premierministerin.

Gegenüber der Law School befindet sich das Parlament. Es besteht aus mehreren Gebäuden. Am meisten fällt das Beehive ins Auge, der Bienenstock. Bei den Parlamentsgebäuden wurde ganz besonders darauf geachtet, dass sie erdbebensicher errichtet wurden, es gibt eine Vielzahl von Vorsichtsmaßnahmen.

Beehive.
Denkmal für den ersten Weltkrieg.

Damit war meine Zeit für die Tour um. Sie wurde mit zwei Stunden ausgewiesen, dauerte tatsächlich aber ein wenig länger. Ich hatte mich aber mit meiner Freundin an der Victoria Universität verabredet, so dass ich die Terrace entlang Richtung Uni lief. Wir drehten als Lunchpause eine Runde durch den Botanischen Garten. Immer wieder schön.

Anschließend nutzte ich das WIFI im Uni Hub zum Blog schreiben und stieg dann ein weiteres Mal, diesmal über die Dixon Steps, in die Innenstadt hinunter. Meine Mission für heute Nachmittag war der Kauf eines Geburtstagsgeschenkes für den Jüngsten meiner Freundin. Damit war ich auch erfolgreich und konnte unterwegs noch ein paar Wolle- und Handarbeitsläden abklappern.

Wolleladen.
Kreativladen.

Abends ging es noch schnell zum Floorball. Danach bastelten wir noch am Sock Monkey weiter, aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.