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Ausflug nach Hakone

Tokyo, 21. Oktober 2019

Heute stand ein Tagesausflug nach Hakone auf dem Programm.

Hakone ist eine Stadt und in gewisser Weise auch eine Region westlich von Tokyo. Sie ist für ihre Thermal-Badestellen (Onsen) bekannt und auch für Ausblicke auf den Vulkan Fuji. Man kann durch die Region eine Rundtour mit verschiedenen Verkehrsmitteln unternehmen, so beispielsweise Bus, Schiff, Seilbahn etc. Für unsere Rundreise waren ursprünglich mehrere Nächte in Hakone geplant. Als Folge des Taifuns gab es an verschiedenen Stellen Landrutsche, so dass momentan Ersatzbusse eingesetzt werden. Meine Zeit während des Tagesausfluges hätte aber sowieso nicht dafür gereicht, so dass ich die Rundtour auch gar nicht geplant habe.

Aber von vorn. Erst einmal musste ich ja nach Hakone kommen. Dazu fährt man mit dem Shinkansen von Tokyo nach Odawara und von dort, wie ich gelernt habe, mit einem kleinen lokalen Zug nach Hakone Yumoto.

Also stand heute früh die erste Zugfahrt in Japan auf dem Programm. Ich lief vom Hotel durch den morgendlichen Berufsverkehr zum Bahnhof Tokyo. Schon die Straßen waren voll. Aber am Bahnhof war es wirklich der reine Wahnsinn. Ich habe mich mehrfach an verschiedenen Punkten an die Wand gestellt oder vor eine Säule, um möglichst wenig im Weg zu sein. Die Menschen sind in Massen in eine Richtung unterwegs. Ein paar in die Gegenrichtung. Aber wenn man aus irgendwelchen Gründen quer will, wird das schwierig. Ich habe das dann nach einem Versuch auch lieber gelassen, es hatte einfach keinen Sinn. Es gab keine Pause in dem Menschenstrom. Irgendwie musste ich mitschwimmen.

Als erstes identifizierte ich den Zugang zu den Shinkansen. Die Shinkansen sind die japanischen Schnellzüge. Allerdings gab es zwei verschiedene Zugänge, je nach Himmelsrichtung der Züge ab Tokyo. Ehrlich gesagt wusste ich das gar nicht so genau. Zum Glück ergab sich das dann nach einem Blick auf den Namen des Schnellzuges.

Hinter der Schranke befanden sich noch ein paar Läden, unter anderem ein Shop für Bento Boxes. Die Japaner nehmen gerne eine Bento Box für ihren Lunch oder eben auch auf Reisen mit. Darin sind dann verschiedene kleine Speisen und Reis enthalten. Es gibt sie in verschiedenen Größen, Ausführungen und Geschmacksrichtungen. Meine Fahrt heute war nicht besonders weit, so dass sich das nicht lohnte. Aber ich will das unbedingt noch ausprobieren. An dem Laden war ein Schild auf englisch, dass es drinnen eine Übersetzungshilfe gebe. Na dann.

Bei den Aufgängen zum Bahnsteig gab es Hinweise, welcher Wagen des Zuges über welche Treppe zu erreichen ist. Die Shinkansen halten nämlich immer an der gleichen Stelle und die Wagen sind immer in der gleichen Reihenfolge. Immer. Ist das nicht absolut unglaublich? Aber der noch viel unglaublichere Teil kommt noch.

Ich war mit viel Zeit am Bahnhof, um mir alles in Ruhe ansehen zu können. So identifizierte ich dann den richtigen Eingang für meine Sitzplatzreservierung für den Shinkansen „Kodama“. Zwischen Bahnsteig und Gleisen gibt es nämlich aus Sicherheitsgründen eine Absperrung. Dort sind automatische Schiebetüren an den Stellen eingelassen, an denen dann die Zugtüren sind. Somit kann niemand aus Versehen ins Gleisbett fallen.

Anzeigetafel.

Es stand noch ein Zug am Gleis, der dann leer abfuhr. Dann fuhr unser Zug ein, ca. 15 Minuten vor der Abfahrtszeit.

Einfahrt des Shinkansen.

Zuerst stiegen alle Leute aus. An den Eingängen hatten sich schon vor Einfahrt des Zuges Mitarbeiter aufgestellt, und zwar an jedem Eingang einer, alle in die gleiche Richtung blickend. Nachdem alle Fahrgäste draußen waren, stiegen diese Mitarbeiter ein, die Türen schlossen sich. Die Mitarbeiter reinigten nun in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit den Zug und zwar so gründlich, wie das ein ICE wohl nur selten erlebt. Als erstes wurden die Schonbezüge im Bereich der Kopfpolster entfernt. Und zwar alle. Dann wurden alle Sitze gedreht, damit die Fahrgäste alle in Fahrtrichtung fahren können. Der Zug fährt ja umgekehrt wieder aus dem Bahnhof aus, da der Shinkansen Kodama den ganzen Tag zwischen Tokyo und Osaka pendelt. Eine super Einrichtung. Weil man für das Drehen der Zweier- und Dreier-Sitzbänke Platz braucht, hat man übrigens im Zug eine super Beinfreiheit. Dann fegten die Mitarbeiter mit einem speziellen Besen alle Sitze ab und wischten alle Ablageflächen feucht ab. Zu guter Letzt gab es dann neue Schonbezüge. Und das alles erfolgte überaus effizient in kürzester Zeit. Dann stiegen die Mitarbeiter wieder aus, und der Zug wurde für den Einstieg frei gegeben. Die Fahrgäste hatten sich in der Zwischenzeit ordentlich in einer Schlange angestellt und stiegen zügig ein. Das war auch gar kein Problem, denn der Einstieg ist ebenerdig, keiner muss sich in den Zug hochwuchten. Und dann ging die Fahrt auch schon los.

Vor jedem Bahnhof kommt eine Durchsage, dass gleich ein kurzer Halt in soundso erfolge und man möge mit seinen Sachen bitte bereit stehen. Jedenfalls ist das der Inhalt der englischen Ansage. Bei der japanischen muss das vielleicht nicht erwähnt werden, ich kann das leider nicht beurteilen.

Eine Schaffnerin läuft fortwährend hin und her und schaut, ob jemand eine Frage hat oder irgendwas gerichtet werden muss. Zudem erscheint alle fünf Minuten ein Sicherheitsmensch, der kontrolliert, ob alles seine Ordnung hat. So etwas wie die lärmende Schulklasse auf meiner Fahrt nach Föhr würde hier wahrscheinlich gleich rausfliegen oder auch sich gar nicht erst ergeben, weil alles viel besser organisiert ist. Alle Mitarbeiter verbeugen sich, wenn sie einen Waggon betreten und wenn sie ihn wieder verlassen. Das ist eine ganz andere Wertschätzung sich selbst und den Mitmenschen gegenüber als unsere schlecht gelaunten Schaffner, die es wirklich kaum ertragen können, Arbeit zu haben.

So ging es dann ganz fix nach Odawara, wo ich in einen kleineren Zug nach Hakone Yumoto umsteigen musste. Ich war nicht sicher, ob dieser durch meinen Rail Pass abgedeckt ist, weil ich dazu im Internet unterschiedliche Aussagen gefunden habe. Um das ganz klar zu sagen (ich habe nämlich gefragt), der Hakone Tozan Railway ist nicht mit dem JR Pass abgedeckt. Aber man kann den Zug mit der PASMO Karte bezahlen, was überaus praktisch und zeitsparend war. Mit diesem kleinen Zug ging es dann das letzte Stück nach Hakone, so dass ich um kurz nach 10 Uhr dort eintraf.

Hakone liegt an einem Gebirgsfluss, sehr malerisch in den dicht bewaldeten Bergen.

Hakone-Yumoto.

Ich überquerte eine kleine Brücke, um mir zunächst die etwas unkommerziellere Seite anzuschauen. Aber auch dort gab es ein Seven/Eleven, wo ich einen Onigiri für ein Picknick erstand. Das Wetter war zwar sehr grau, aber immerhin trocken. Dann besuchte ich einen buddhistischen Tempel

Eingang zum buddhistischen Tempel.
Innerhalb des Tempelgeländes.

und einen Shinto-Schrein.

Shinto-Schrein.
Wächter vor dem Shinto-Schrein.

Eigentlich sollte es noch einen großen Buddha ein Stück weiter geben, den ich aber nicht gefunden habe. Nur zwei kleine Buddhas.

Danach machte ich mich auf den Rückweg zum Bahnhof, über die Geschäftsstraße mit vielen kleinen Lädchen, die die unglaublichsten Sachen verkauften. Vor einem Fischladen mit Bergen von Fisch lungerten die Katzen herum. Es gab einige Touri-Läden, aber auch viel Handwerk von Holzeinlegearbeiten.

Der Fluss.

Da ich irgendwie mit Yumoto durch war, nahm ich einen früheren Zug als geplant zurück nach Odawara und machte es mir dort im Starbucks gemütlich. Eigentlich bin ich überhaupt kein Starbucks-Gänger. In Berlin jedenfalls nicht. Ich halte den Kaffee dort für eine Zumutung und bekomme ihn nicht runter. Aber hier ist es irgendwie so eine Art Zuflucht. Natürlich saßen viele Japaner in dem Cafe, aber eben auch so einige westlich aussehenden Leute. Kurz: es war heimelig. Dabei gab es durchaus ein paar Anpassungen an Japan, zum Beispiel einen Matcha Chai Latte und japanische Süßigkeiten. So war es dann eine schöne Mischung. Die Zeit verbrachte ich mit einem Chai Latte und meinem Strickzeug und genoß diese Pause sehr.

Nachdem ich ja nun schon so geübt beim Zugfahren war, traute ich mich sogar, einen Zug früher als meine Platzreservierung zurück nach Tokyo zu fahren. Auch dafür haben die Japaner ein System. Jeder Zug hat Wagen, in denen ausschließlich Plätze reserviert werden und Wagen, in denen überhaupt keine Reservierungen vergeben wurden. Wenn man keine hat, sucht man sich in diesen Wagen seinen Platz. Es wird an den Hinweistafeln angezeigt, welche das sind. Und da die Züge ja immer an der gleichen Stelle halten und alle Wagen in der gleichen Reihenfolge sind (siehe oben, immer noch erstaunlich), ist das auch überhaupt kein Problem. So war ich dann schnell nach einem erlebnisreichen Tag zurück in Tokyo.

Zu Fuß und mit dem Rad

Tokyo, 20. Oktober 2019

Heute früh war es sehr schwül und stickig, so dass ich etwas länger brauchte, um auf Touren zu kommen. Kurz nach neun Uhr lief ich aber los. Mein erstes Ziel war Tokyo Station.

Dort tauschte ich meinen Gutschein für den Japan Rail Pass um. Das dauerte lange und war recht kompliziert. Schon in der Schlange wurde man von Personal mit mobilem Tisch befragt und mit einem Formular versehen. Leider verstand ich die Damen kaum und sah mir erst bei den Leuten in der Schlange vor mir ab, dass es Sinn machen könnte, das Fomular auszufüllen. Beim Beamten am Schalter bekam ich dann den offiziellen Pass. Normalerweise bekommt man dann auch gleich die Reservierungen für Sitzplätze im Shinkansen. Das ist aber wegen der Rugby Weltmeisterschaft auf nur eine Reservierung beschränkt worden. Damit war ich nicht sehr zufrieden, aber es war leider nicht zu ändern.

Nachdem das geschafft war, suchte ich den Laden von Traveller’s Notebook im Untergeschoß des Bahnhofs. Bahnhof Tokyo ist ein kleines Labyrinth und ziemlich überlaufen. Daher dauerte es eine Weile, den Mini-Laden zu finden. Traveller’s Notebook sind Tagebücher, die – wie der Name schon sagt – für Reisende gedacht sind. Es ist ein ganz komplexes System von Einband, Innenleben, Aufbewahrung und Schnick-Schnack drum herum. Im Laden im Bahnhof gibt es eine spezielle Ausgabe der Nachfüll-Innenleben, die ich erstanden habe. Das ist eine schöne, bleibende Erinnerung.

Anschließend lief ich nach Ginza zu Ginza Itoya. Das ist ein Kaufhaus für alles, was mit Schreibwaren auch nur entfernt zu tun hat. Das war wunderschön, jedes Stockwerk einem anderen Thema gewidmet und die Auswahl war einfach unglaublich. Fürs Papier gab es extra Leute, die einen erstmal beraten haben und dann wurde das entsprechende Papier aus dem Schrank gezogen. In diesem Geschäft hätte man wirklich einen ganzen Tag verbringen können. Ich habe ein paar Mitbringsel und vor allem Postkarten gekauft. Postkarten sind in Japan nicht besonders üblich und daher nur an bestimmten Stellen zu bekommen. Japaner halten viel von Mitbringseln, aber offenbar wenig von Postkarten.

Auf dem Weg zur Radtour.

Dann war gerade noch Zeit für einen Salat im Cafe, und dann musste ich auch schon zu meinem nächsten Programmpunkt eilen: Eine Fahrrradtour durch Tokyo. Der Treffpunkt war in dem kleinen Biker-Laden nahe Shimbashi Station. Außer mir war noch ein Paar aus Irland dabei und unser Guide Soshi. Auf relativ alten, aber leichten Herrenrädern machten wir uns dann auf den Weg durch Tokyo, drei Stunden und 16 km land.

Als erstes ging es noch einmal durch Ginza, den Nobel-Einkaufsbezirk. Die Hauptstraße kenne ich nun schon gut. Aber auch die Nebenstraßen waren sehr interessant, jeweils bestimmten Themen gewidmet, wie Uhren oder Bars.

Danach kamen wir an eine Brücke, die sozusagen den Nullpunkt von Japan darstellt, weil alle Entfernungen innerhalb Japans von diesem Punkt aus gemessen werden. Der Punkt liegt nun auf der Straße, aber den alten Stein kann man auf der einen Straßenseite noch sehen.

Der Mittelpunkt Japans.
Brückenpfeiler.

Anschließend ging es in das alte Tokyo mit schmalen Gassen, alten Häusern

Altes Tokyo.

und einen buddhistischen Tempel. Bei einem buddhistischen Tempel führt man eine Reinigung durch, für die dieser Brunnen Wasser bereit hält. Das Wasser wird mit der Kelle geschöpft und fünf Mal verwendet: Es wird über die linke und die rechte Hand gegossen, dann in die linke Hand, mit welcher dann der Mund ausgespült wird. Dies dient zur Reinigung des Herzens. Dann wird noch einmal die linke Hand gespült und den Rest des Wassers lässt man über den Stiel der Kelle selbst laufen, damit sie für den nächsten Benutzer sauber ist.

Wasserstelle zur Reinigung.

Weiter ging es dann über eine große Brücke zum Stadion der Sumo-Ringer, wo aber gerade nichts los ist, weil kein Wettbewerb ist. Dort in der Nähe gab es einen sehr schönen japanischen Garten.

Japanischer Garten.
Traditionelle Gartenkunst vor Hochhäusern.

Schließlich fuhren wir durch Electric City. Dort gibt es neben allerlei Elektronik-Geschäften auch die Maid Cafes, wo Menschen, insbesondere Männer einkehren und mit den als Maids gekleideten Bedienungen reden können. Das ganze soll nicht sexuell sein, wie die Japaner immer betonen, und Berührungen sind auch nicht erlaubt. Aber die Maids, die vor den Lokalen potentielle Kunden ansprechen, wirken auf jemanden mit einem europäischen Hintergrund doch sehr seltsam.

Dann ging es an Tokyo Station vorbei zum Kaiserpalast. Dort hielten wir an der schönen Brücke an, über die die Japaner nur zwei Mal im Jahr gehen dürfen, an Neujahr und an Kaisers Geburtstag. Übrigens findet übermorgen die Inthronisierung des neuen Kaisers statt. Der alte Kaiser hat vor einiger Zeit wegen seines Alters abgedankt, wofür zunächst einmal die Verfassung geändert werden musste. Der neue hat zwar schon übernommen, aber es gab noch keine offizielle Feier dazu, die eben nun nachgeholt wird. Dazu werden viele Gäste kommen und deshalb ist aktuell das Polizeiaufgebot in Tokyo auch so hoch. Die zunächst geplante Parade wurde aber abgesagt wegen der Opfer des Taifuns. Die meisten Japaner sind sehr stolz auf den Kaiser aufgrund der jahrtausendelangen Tradition und außerdem ist dann am Dienstag nationaler Feiertag. Und das ohne dass zuvor für einen verstorbenen Kaiser getrauert werden musste. Das fand Soshi sehr gut, denn während der Trauer dürfen beispielsweise keine Komödien gezeigt werden und alles stagniert so ein wenig.

Brücke am Kaiserpalast.

Dann ging es über den Hibiya Park zurück zum Ausgangspunkt und ich machte mich auf den Weg ins Hotel. Dazu nutzte ich für eine kleine Strecke die U-Bahn und lief den Rest. Auf der anderen Seite des Hotels habe ich ein viel besseres Seven/Eleven gefunden, in dem ich noch ein paar Dinge fürs Abendbrot einkaufte und endlich Briefmarken erstand. Die werden unter der Theke gehalten, und ich musste mir auch selbst die richtigen heraussuchen. Dafür sind sie aber sehr kunstvoll.

Es war ein weiterer eindrucksvoller Tag in Tokyo, an dem ich insbesondere auf der Fahrradtour so viel neues gelernt habe. Mit dem Fahrrad darf man hier auf dem Bürgersteig fahren, egal in welche Richtung und auch auf der Straße, wie man möchte. Trotz der vollen Gehwege klappt das prima, da alle Rücksicht aufeinander nehmen und ein erstaunliches Schwarmverhalten vorhanden ist. Die Radfahrer halten sich zumindest an die Ampeln, was viel ausmacht. Alles läuft besser zusammen als in Berlin. Und das Wetter war auch nach der morgendlichen Schwüle angenehm warm und trocken.

Stadtrundfahrt

Tokyo, 19. September 2019

Heute früh regnete es leicht. Ich habe mich mit Anne aus Amsterdam von der Irlandreise und ihrem Sohn verabredet, die gerade auf einer Rundreise durch Japan sind. Ich holte die beiden in deren Hotel ab. Das war einfacher, als sich an irgendeinem Bahnhof zu treffen.

Dazu musste ich mir als erstes heute früh eine U-Bahn-Karte besorgen. U-Bahn fährt man hier am besten mit einer Karte für den öffentlichen Nahverkehr, die man mit Geld aufladen kann. Start und Ziel werden bei den Ein- und Ausgangskontrollen erfasst. Beim Ausgang wird dann der ermittelte Betrag für die Fahrt vom Guthaben auf der Karte abgezogen. Ein ganz praktisches System.

An meinem Bahnhof gab es nur PASMO-Karten. Ich hätte gern eine Suica gehabt, weil die einen Pinguin drauf hat. Aber so wichtig war das auch wieder nicht. Vom aufgeladenen Guthaben wird ein Pfand für die Karte abgezogen, und dann ging es gleich los. So früh war die U-Bahn noch schön leer.

Zum Hotel von Anne und Jan fand ich auch ohne Probleme, wobei es sich bewährt, wenn man sich vorher informiert, welches der richtige Ausgang ist. Zusammen zogen wir dann los, um eine Stadtrundfahrt der anderen Art zu machen.

Die von East Japan Railway Company betriebene Yamanote Line ist eine der wichtigsten Bahnlinien von Tokyo. Sie fährt überirdisch, so dass es ordentlich etwas zu sehen gibt. Die Erkennungsfarbe ist grün und die Linie ist ringförmig, so dass sie sich besonders auch für Touristen eignet.

Unser erster Stopp war Tokyo Station. Von außen ist Tokyo Station dem Hauptbahnhof von Amsterdam nachempfunden, was meine Begleiter natürlich sehr interessierte. Schon unten im Bahnhof gab es unendlich viele Shops und ein großes Gewusel. Der Bahnhof hat x verschiedene Ausgänge, und wir nahmen natürlich den falschen. Da es durch den Bahnhof kürzer war als außen herum zur anderen Seite, passierten wir mit unseren Karten wieder die Ticketschranken. Das war ein Fehler. Beim Auschecken kamen wir so nicht raus und mussten zur Information, die praktischerweise immer direkt neben den Schranken ist. Dort erklärte uns der freundliche Mitarbeiter, dass es eine Zugangsgebühr von 140 Yen gebe, die dann von unseren Karten abgezogen wurde. Ups. Das machen wir nicht wieder…

Tokyo Station.

Die andere Seite vom Bahnhof war dann tatsächlich der Fassade des Bahnhofs von Amsterdam nachgebildet. Das war sehr interessant, insbesondere in der Nachbarschaft der Hochhäuser.

In den Imperial Gardens.

Von dort liefen wir zum Park um den Imperial Palace. Der ist sehr schön und ordentlich angelegt. So ordentlich, dass man den Rasen nicht betreten darf.

Imperial Gardens.

Wir haben es aber auch so genossen und ein paar gute Eindrücke bekommen. Am Rand befindet sich eine Statue eines Samurai, der sich durch besondere Loyalität gegenüber seinem Kaiser auszeichnete, irgendwann im 14. Jahrhundert.

Samurai-Statue.

Von dort liefen wir weiter nach Ginza. Ginza ist ein sehr gehobenes Einkaufsviertel. Es gibt dort nichts, was es nicht gibt. Das teure Pflaster spiegelt sich letztlich auch im Publikum wieder. Wir besuchten dort ein gemeinsam von Sony und Nissan genutztes Gebäude, in welchem beide ihre besten Stücke ausstellen. Nissan stellt dort einen Zero-Emission-Wagen vor und Sony alles mögliche, einschließlich des berühmten Roboter-Hundes. Der ist klein, niedlich und irgendwie passt er super zu Japan.

Dann war es erstmal Zeit für etwas zu essen. Wir kehrten nach einiger Suche in einem Tempura-Restaurant ein, das sich mit vielen anderen Restaurants im achten Stock eines Kaufhauses befand. Wenn uns Google nicht gesagt hätte, dass es da ist, hätten wir niemals dort nach Restaurants gesucht. Das Essen war sehr eindrucksvoll und sehr lecker. Wir saßen an der Theke und konnten den Köchen bei der Zubereitung zuschauen. Die Japaner nehmen ihre Arbeit sehr ernst, und die Köche waren da keine Ausnahme. Sie waren sehr fokussiert, und das Resultat war dementsprechend auch etwas ganz besonderes.

So gestärkt suchten wir uns den nächsten Bahnhof der Linie und fuhren weiter nach Shinjuku. Shinjuku ist ein weiterer Einkaufsbezirk. Dort schauten wir bei Tokyu Hands vorbei, einer Art Kaufhaus, in dem es alles gibt. Anne und ich waren natürlich auf der Suche nach Wolle und ausgerechnet die gab es dort nicht. Aber kein Problem. Statt dessen kauften wir Geschenketücher. Japaner wickeln ihre Geschenke nicht in Papier ein, sondern in Tücher. Das ist besonders praktisch, da der Beschenkte sie dann wieder verwenden kann und sie so lange im Umlauf bleiben. Es gibt sie wirklich mit den allerschönsten Mustern und Farben.

In einem ganz schmalen Durchlass zwischen Hochhäusern befindet sich der Hanazono-jinja Schrein. Er stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist eine kleine Ruheinsel inmitten der vollen Straßen. Er wird durchaus gut besucht, ein kleiner Gegenpol zum Business in den umliegenden Straßen.

Weg zum Schrein.
Der Schrein selbst.
Wünsche und Gebete.

Dann stiegen wir wieder in die Yamanote Line ein und fuhren die Runde zu Ende. Oder in meinem Fall fast, denn am Bahnhof Ueno musste ich auf meine Linie umsteigen, die mich zurück zu meinem Hotel brachte.

Was für ein Zufall, dass Anne, Jan und ich zur gleichen Zeit in Tokyo waren. Ich fand es so schön, dass wir uns hier sehen konnten und einen ganzen Tag gemeinsam hatten. So war mein erster Tag in Tokyo auch etwas leichter, und nun kann ich immerhin schon U-Bahn fahren.

Tokyo ist groß, modern und busy, aber dazwischen auch traditionell und ruhig. Eine faszinierende Mischung. Ich bin froh, dass ich hier noch einige Tage für Entdeckungen habe.

Ankunft im Land der aufgehenden Sonne

Tokyo, 18. Oktober 2019

Zwischenzeitlich bin ich endlich in Japan angekommen. Dem voraus gegangen waren ja der Taifun, ein abgesagter Flug, eine zerstückelte Rundreise und eine fieberhafte Neuplanung der ganzen Geschichte innerhalb weniger Tage. Das war ganz schön anstregend.

Aber gestern Abend ging es dann über Brüssel nach Tokyo. Angekommen in Brüssel fehlte irgendein Teil an der Tür des Flugzeugs, was für den Ausstieg erforderlich war und weswegen wir warten mussten. Mich machte das unruhig, da ich nur eine Stunde zum Umsteigen hatte. Nach ein paar Minuten war das Problem aber behoben. Das Umsteigen hat auch geklappt.

Das Boarding für den Anschlussflug mit All Nippon Airlines verzögerte sich um eine Viertelstunde. Alle fünf Minuten gab es dazu Durchsagen und Entschuldigungen. Schon bemerkenswert, wenn man vergleicht, dass man bei Ryanair schon gar nicht mehr davon ausgeht, dass ein Flug pünktlich starten könnte.

Das Boarding war reibungslos und ich habe noch nie einen Flug mit so ruhigen Passagieren erlebt. Das lag sicherlich daran, dass 95 % der Fluggäste Japaner waren. Sie setzten sich hin, waren dankbar für Essen und Entertainment und sprachen nur selten.

Natürlich habe ich beim Flug schon alles mögliche falsch gemacht. Zum Beispiel die Stäbchen nach dem Essen nicht wieder in die Papierverpackung zurück gelegt. Ich habe versucht, das alles mit viel Lächeln und Dankbarkeit wettzumachen. Gestreikt habe ich nur, als ich zum Frühstück statt des erbetenen Wassers ein Bier bekam. Und das mir. Lost in Translation offenbar.

Der Flughafen Tokyo Narita ist einfach riesig und ganz, ganz weit draußen. Wir sind allein auf dem Flughafen zwanzig Minuten lang zur Endposition gefahren. Und der Flughafentransport mit Mini-Bus dauerte über eine Stunde. Dabei wurde es schon langsam dunkel.

Nun bin ich glücklich im Hotel angelangt und war schon standesgemäß im Seven Eleven ein paar Straßen weiter einkaufen. Das Foto unten zeigt, wieviel man für 2.000 Yen bekommt. Das sind umgerechnet ca. 20 €. Ich bin mir nicht so sicher, was ich hier im Detail gekauft habe. Nicht immer findet sich ein kleiner Hinweis zum Produkt. Insofern könnte es für die Tage hier schwierig werden, das vegetarische Essen einzuhalten. Aber die Japaner sehen das eh nicht so eng, für sie ist auch ein Essen vegetarisch, das ganz kleine Menge von Fisch oder Fleisch enthält.

Einkauf für knapp 2.000 Yen.

Nachdem ich dank des Google-Translaters den Lichtschalter fürs Badezimmer gefunden habe, bin ich für heute zufrieden.

Japanische Hotelzimmer sind eher klein.

Nicht unter ! wegs

Manchmal läuft es nicht so wie geplant. Da steckt man nicht drin. Insbesondere das Wetter lässt sich nicht beeinflussen. Und ehe man sich versieht, ist man mal nicht unter ! wegs.

Eigentlich sollten wir gerade auf dem Weg nach Japan sein. Sind wir aber nicht. Verantwortlich dafür ist der Taifun Hagibis. Unser Flug wurde kurzerhand gestrichen. Das ist bestimmt auch richtig so, da Sicherheit vorgeht.

Die nächste Flugmöglichkeit gibt es erst gegen Ende der nächsten Woche, weil natürlich sehr viele Flüge gestrichen wurden und die Leute nun auf die vorhandenen Flüge verteilt werden müssen. Das bringt unsere Planung so durcheinander, dass die eigentlich vorgesehene Rundreise keinen Sinn mehr macht, da die Highlights verpasst sind.

Mich wird mein Reiseweg aber noch weiter führen, so dass ich dann gegen Ende der Woche allein für ein paar Tage nach Japan aufbrechen werden. Es ist sehr schade, aber leider nicht zu ändern. Allerdings hatte ich mir das so absolut nicht vorgestellt und muss mich nun an die neue Situation erst gewöhnen.