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Nach Nordirland

… führte uns unser Weg heute an diesem frühherbstlichen Tag.

Der Herbst hält langsam Einzug.

Die Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland als Bestandteil der Vereinigten Königreiches ist allenfalls fühlbar, aber nicht sichtbar. Es gibt keinen Grenzzaun, keine Kontrollen, keinen Anhaltspunkt und kein Hinweisschild. Es ist eigentlich noch unauffälliger, als vom Land in die Stadt zu fahren.

Den Grenzübertritt erkennt man an Kleinigkeiten, wie den Flaggen. In Nordirland wehen natürlich der Union Jack und die Red Hand Flag of Ulster (Ulster Banner). Die Straßenzeichen sind im britischen Design, auch die Kennzeichnung durch Linien auf den Straßen selbst. In Regionen mit einer besonderen Verbundenheit zu Großbritannien werden die Bordsteinkanten von den Leuten in blau-weiß-rot angemalt. Und es gibt natürlich die üblichen britischen Firmen und Marken.

Wie diese Region sich nach einem harten Brexit entwickeln wird, kann keiner vorhersehen. Leicht wird das aber nicht. Mir ist schon schleierhaft, wie man in diesem Gebiet Grenzkontrollen einrichten will, denn es gibt so viele kleine Straßen und alles geht ineinander über. Wirtschaftliche Folgen wären kaum auszudenken. Nur ein Beispiel: Die Milch aus Nordirland wird zur Verarbeitung in die Republik Irland gebracht, das Produkt dann wieder zurück gebracht. Ein harter Brexit würde das alles unmöglich machen und wäre daher für beide Teile Irlands verheerend.

Unser erster Stopp – außer der Reihe – war Derry/Londonderry. in dieser Stadt am Fluß Foyle hatten die Troubles in den 1960er Jahren besonders große Auswirkungen. Das geht schon beim Namen der Stadt los. Von den Großbritannien treuen Unionisten (meist Protestanten) wird die Bezeichnung Londonderry bevorzugt, Derry von den nationalistischen (meist katholischen und irischstämmigen) Einwohnern. Seit den Troubles hatten vor allem die Medien, die politisch neutral bleiben wollten, ein Problem. Einige Radiosprecher verwendeten konsequent einen Schrägstrich (engl. stroke). Gesprochen hieß das dann Derry-Stroke-Londonderry. Als neutrale und im Alltag häufig – manchmal auch sarkastisch – benutzte Kurzform hat sich auch Stroke City durchgesetzt.

Wir hielten an der Guildhall

Guildhall in Derry/Londonderry
Glasfenster in der Guildhall.

und wanderten ein Stück auf der gut erhaltenen Stadtmauer entlang, um von dort aus einige Murals, große Bilder an Häusern, in der Bogside zu sehen. Die Murals enthalten fast immer eine politische Botschaft. So finden sich hier Murals zu den Opfern der Troubles und zum Bloody Sunday.

Murals in der Bogside.
Peace Bridge in Londonderry

Die Stadt ist voller Geschichte, aber wir hatten nur eine halbe Stunde… Man möge mir daher verzeihen, dass ich hier nicht die gesamte Geschichte der Troubles erläutere.

Dann ging es weiter an die Küste zum Dunluce Castle. Dunluce Castle liegt zwischen Portballintrae und Portrush auf einem Basaltfelsen und ist eine der größten mittelalterlichen Burgruinen in Nordirland.

Dunluce Castle.

Wann die Burg tatsächlich gebaut wurde, lässt sich nicht eindeutig sagen. 1513 gehörte sie nachweislich der Familie McQuillian. Die Burg wurde oft belagert und später von den Clans MacDonnell of Antrim sowie den MacDonalds of Dunnyveg übernommen. Die ältesten Teile standen wohl direkt an den Klippen, um die geringste Angriffsfläche zu geben. Dann wurde die Burg jeweils über die Zeit zum Land hin verbreitert. Es sind noch Überreste von einem Turm vorhanden, dessen Treppenhaus so konstruiert wurde, dass es ebenfalls zur Verteidigung der Burg beitrug. Die Treppe ist so gewunden, dass die Verteidiger, die sich ja oben befanden, genug Raum haben, um mit dem Schwert in der rechten Hand auszuholen. Die Angreifer haben weniger Raum, weil sie die innere Seite des Treppenhauses rechts haben. Zudem ist die oberste Stufe höher als alle anderen, damit ein Angreifer, der damit nicht rechnet, möglichst stürzt. Ganz schön trickreich!

Dunluce Castle.

Am 26. Oktober 1588 lief nahe Dunluce Castle die Girona, ein Schatzschiff der Spanischen Arrmada auf Grund; dieses wurde geplündert und der Erlös zur Verschönerung der Burg verwendet.

Dunluce Castle.
Dunluce Castle.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Burg aufgegeben, der Legende nach, weil den Eigentümern das Brausen des Meeres zu laut geworden sei. Gemäß einer anderen Version soll die Aufgabe der Burg damit in Zusammenhang stehen, dass 1639 die neu errichtete Küche mitsamt Personal ins Meer abgerutscht ist. Der Zeitpunkt dieses Ereignisses ist jedoch strittig, da auf Bildern aus dem frühen 19. Jahrhundert die Burg noch vollständig erhalten ist. Der Abbruch der Felskante wäre demnach erst später erfolgt. Teilweise wird auch vertreten, dass nicht die Küche ins Meer gestürzt ist, sondern die Kirche der Burg.

Dunluce Castle.

Schön und eindrucksvoll ist sie immer noch, wie diese Bilder zeigen. Die war Vorbild für Castle Pyke in Game of Thrones, der Burg auf den Iron Islands. Ich habe mir eine entsprechende Illustration im Internet angesehen, einfach erstaunlich.

Ausblick auf die Küste.
Ausblick.

Nach einer Lunchpause mit dieser Aussicht

Lunchausblick.

ging es dann weiter zum Giant’s Causeway. Dieser gehört zum Unesco Weltkulturerbe. Zu Recht!

Blick auf das Camel.

Der Giant’s Causeway besteht aus ungefährt 40.000 Basaltsäulen, die etwa 60 Millionen Jahre alt sind. Es gibt zwei Entstehungsgeschichten: Wissenschaftlich werden die Basaltsäulen auf die Abkühlung heißer Lava zurückgeführt. Solche Basaltsäulen können nach Ansicht der Geologen entstehen, wenn sich Lava sehr langsam abkühlt. Die Säulenstruktur ergibt sich durch die Spannungsrisse. Der Vulkan, dessen Lava zur Formation der Säulen führte, ist aber schon lange durch Erosion abgetragen.

Giant’s Causeway.
Giant’s Causeway.
Giant’s Causeway.

Die viel poetischere Erklärung entstammt den irischen Legenden. Zwischen dem irischen Riesen Finn McCool (was für ein Name) und dem schottischen Riesen Benandonner bestand ein Streit. Benandonner warf aus Wut Steine ins Meer von Schottland bis zur Küste von Irland. Finn entschied sich, auf diesen Steinen das Meer zu überqueren. In Schottland angekommen, erkannte er, dass Benandonner viel größer und stärker als er war. Also lief er sofort wieder nach Hause und versuchte, Benandonner auszutricksen. Benandonner kam nun seinerseits nach Irland. Finns Frau verkleidete Finn als Baby und gab vor, dass ihr Ehemann gerade weg und sie mit dem Baby allein sei. Benandonner war von dem Kind völlig geschockt. Wenn ein Baby schon so groß war, wie groß mochte da erst der Vater sein. Er drehte sich auf dem Absatz um und rannte zurück nach Schottland. Dabei zerstörte er den Weg zu großen Teilen, um zu verhindern, dass Finn nach Schottland käme. Diese Geschichte ist doch viel schöner, als die profane wissenschaftliche Erklärung, oder?

Giant’s Causeway.

Ich sah mir in den 1,5 Stunden, die wir Zeit hatten, den gesamten Causeway an und lief den Weg bis zu dem Punkt, an dem er im Prinzip gesperrt ist. Aber der Stelle steht aber nur eine Tafel. Man kann den Weg weiter gehen, aber es ist eben gefährlich, weil Teile der Klippen ins Meer zu stürzen drohen. Zurück ging ich dann die Schäfertreppen zum Klippenrandweg hoch und hatte von dort einen wunderbaren Blick auf den Causeway. Morgens und abends ohne die vielen Leute muss es noch viel schöner sein. Wir hatten aber auch hier wieder Glück mit dem Wetter, sogar ein paar Sonnenstrahlen gab es.

Giant’s Causeway.
Die Wucht des Atlantiks.
Giant’s Causeway.
Giant’s Causeway.
Blick zurück auf den Giant’s Causeway.
Küste.
Blick von oben.
Blick von oben auf das Camel.

Dann ging es wieder in den Bus und nach Belfast, wo wir zwei Nächte bleiben.

Ein wunderschöner Tag.

Die Stadt Donegal

Nach unserem Workshop heute erkundeten wir die Stadt Donegal. Es ist ein kleines, idyllisches Städtchen am River Eske. Ich bin schon auf meinem Morgenspaziergang um den zentralen Platz gelaufen.

Morgenstimmung in Donegal.

Zuerst waren wir in der Donegal Craft Village. Das ist ein Zentrum, in dem in kleinen Häusern verschieden Künstler ihre Kreationen ausstellen. Es gab so ziemlich alles, was man sich an Handwerk denken kann. Glas, Druck, Filz, Weberei und vieles mehr.

Donegal Craft Village.

Ich habe allerdings die Zeit hauptsächlich auf einer Bank in der Sonne genossen und an meiner Socke weiter gestrickt.

Danach haben wir Donegal selbst unsicher gemacht. Das Castle ist recht klein, hat aber einen kunstvoll verzierten Kamin und eine wunderbare Holzdecke im obersten Stockwerk.

Donegal Castle.
Ein Holzthron.

Direkt gegenüber vom Castle befindet sich diese schöne Kirche.

Kirche in Donegal.

Zentral in Donegal ist der kleine Platz, um den herum sich die Läden platziert haben.

Im Irish House erhielten wir noch eine Web-Vorführung vom vermutlich jüngsten Weber Irlands. Schön, dass das Handwerk weiter leben wird.

Alter Webstuhl.
Schiffchen.
Das Weben geht schnell von der Hand.
Heidefarbenes Tuch.

County Donegal

In Sligo war es heute früh regnerisch und ungemütlich. Also machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg nach Norden, in den County Donegal.

Als erstes besuchten wir auf dem Friedhof von Drumcliffe das Grab von W. B. Yeats. Yeats ist der irische National-Poet. Er lebte von 1865 bis 1939. 1921 erhielt er als erster Ire überhaupt einen Nobelpreis für Literatur. Die Iren sagen, dass er seine schönsten Dichtungen erst danach veröffentlicht hat.

Auf dem Grab findet sich die Inschrift: „Cast a cold eye on life, on death, horseman, pass by.“ 

Grab von Yeats.

Wie uns Ann-Marie erzählte, ist Prince Charles ein großer Yeats-Fan. Er kommt ab und zu zum Grab und hat auf dem Friedhof einen Baum gepflanzt.

Kirchentür.
Noch ein Weidenmann.
Kirche.

Von dort aus ging es weiter nach Kilcar ins Studio Donegal. Das ist eine Woll-Spinnerei und Weberei, die sowohl gewebte Produkte verkauft als auch Garn.

Studio Donegal.
Studio Donegal.

Wir bekamen von Tristan die teilweise sehr alten Maschinen erklärt. Die Spinnerei kann zwar nicht Massen von Garn produzieren, dafür kann aber in den Produktionsprozess besser eingegriffen werden, je nachdem welches Resultat erwünscht ist.

Werkstatt.

Anschließen gingen wir noch zu den Webern nach oben. Der größte der Webstühle kann drei Meter breites Tuch herstellen. Gewebt wurden unterschiedlichste Muster. Die Weber waren alles Männer, die ihr Wissen inzwischen aber an Weberinnen in der Ausbildung weiter geben.

Bei den Webern.
Bunt.
Ordnung.
Regenbogen.

Das Wetter wurde allmählich freundlicher und so machten wir uns auf den Weg zu den Slieve League Cliffs. Dort stiegen wir am Besucherzentrum auf einen kleineren Bus um, der uns bis an den Klippenrand brachte. Inzwischen zeigte sich auch die Sonne.

Klippen.

Die Sleave League Cliffs sollen die höchsten in ganz Europa sein. So richtig weiß man aber nie, ob einen die Iren gerade auf den Arm nehmen oder nicht. So kann man von einer bestimmten Stelle der Klippen aus angeblich die Freiheitsstatue sehen, wenn man nur genug Guinness getrunken hat…

Es gibt einen Weg an den Klippen entlang, der sehr schmal ist und schließlich auf einen Pilgerweg mündet. Der Berg an den Klippen ist nämlich eine heilige Pilgerstätte. Wir sahen auch einige Leute, die wohl auf Pilgertour waren. Ich bin dann ebenfalls noch so weit hochgestiegen, wie es die 20 Minuten erlaubt haben, die noch zur freien Verfügung waren. Eine wunderbare Aussicht von dort oben und eine wunderschöne Küste.

Pilgerweg.

Die Heide war leider schon am Abblühen. Oben auf den Klippen und überhaupt in der ganzen Gegend gab es unzählige Schafe, die dort auf dem common land grasen. Sie sind je nach Farmer markiert, grasen gemeinsam und werden zu verschiedenen Gegegenheiten dann zusammen getrieben.

Nächster Halt Kanada.

Nach dem Lunch im Besucherzentrum ging es weiter in die Glencolmcille Folk Village.

In der Folk Village.
Irland mit den Steinen der Countys.

Diese wurde 1967 von Father James McDyer gegründet, um in der abgelegenen Region Arbeitsplätze zu schaffen. Es gibt dort jeweils ein Cottage aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert. Es war sehr interessant, diese miteinander zu vergleichen. Dabei wurde mir wieder deutlich, in was für einem Luxus wir derzeit leben. Uns geht es einfach so gut.

Cottage.
Noch eine Cottage.
Und eine dritte Cottage.
Der Herd.

Im Schulgebäude haben uns zwei junge Männer dann noch beigebracht, wie man ein St. Bridget’s Kreuz aus Halmen flechtet. Das Kreuz sollte in den Häusern vor einem Brand schützen. Das war mal etwas ganz anderes, und ich bin froh, dass die beiden so engagiert bei uns waren.

Kreuz.

Im Übrigen gibt es in Irland wild wachsende Fuchsienhecken…

Fuchsienhecke.

Hinterher bin ich noch über die Straße zum Strand hinunter gelaufen. Auch diese Bucht war einmalig schön. Die Dünung war sehr eindrucksvoll, und ich muss wohl heute Abend noch Brille und Kameraobjektiv putzen, weil die Wellen doch mit einiger Macht ankamen und manchmal weiter spritzten, als ich das so erwartet habe.

Strand.
Nach diesem Foto waren ich und die Kamera nass…
Doch noch blühende Heide gefunden.

Zurück nahmen wir die Straße mit den besonders engen Kurven… Ich war froh, dass ich nach dem Lunch gleich eine Tablette genommen habe. Die Aussicht war klasse.

Und es ist einfach faszinierend, wie sich der Bus durch diese engen Kurven oder auch die engen kleinen Steinbrücken schlängelt.

Nun sind wir in Donegal angekommen, wo wir zwei Nächte bleiben.

Museum of Country Life

In der Nähe von Castlebar befindet sich das National Museum of Ireland – Country Life, das heute, am Mittwoch den 11. September, auf unserem Programm stand.

Turlough House.

Das Museum ist ein Neubau neben dem Turlough House, der sich gut in die Landschaft einpasst und architektonisch sehr interessant ist. Es verfügt über vier Stockwerke.

Rechts im Bild das Museum.

Im untersten gab es gerade eine Ausstellung über „Kitchen Power“, wie das Leben der Frauen durch die Einfühung der Elektrizität auf dem Land verändert wurde. Dazu gab es viele alte Kühlschränke und Waschmaschinen. Am Anfang gab es Beratung dazu, wie man sein Haus elektrifizieren konnte. Oft wurde erstmal nur eine Steckdose in der Küche installiert, an welche dann abwechselnd alle vorhandenen Geräte nach Bedarf angeschlossen wurden. Am Anfang waren Toaster sehr beliebt, weil sich die Leute die Großgeräte noch gar nicht leisten konnten.

Auf Level C gab es alles Mögliche zu Textilien, dem Leben an Land und am Wasser und zu allen möglichen Handwerken. Dabei zeigte sich auch gut, dass die Frauen für das Essen und die Kleidung verantwortlich waren, die Männer für die Arbeiten draußen auf dem Feld und auf dem Meer. Was für ein Aufwand das war, die Schafswolle zu waschen, zu kardieren, zu spinnen und zu verstricken oder zu verweben. Wobei es oft einen Weber im Dorf gab, der das Tuch webte, das die Frau dann wiederum zu Kleidung nähte. Ein sehr komplexer und langwieriger Prozess, weswegen es nicht oft neue Kleidung gab.

Auf Level B ging es um das Radfahren und unter anderem auch um Stroh und Heu. Es ist ganz faszinierend, was alles aus Stroh angefertigt wurde. Möbel, Matratzen, aber auch kleine Symbole und sogar Geschirr für Pferde. Es war alles nicht unbedingt langlebig, aber das Material war eben da. Das Flechten mit dem Stroh ist dem Stricken übrigens offenbar nicht unähnlich.

Im Erdgeschoss gab es Ausstellungsstücke zum Anfassen und Beispiele für die traditionelle Kleidung. Die Männer trugen natürlich Aran-Pullover. Die Frauen trugen ein dicht gewebtes bunter Tuch, das als Galway Shawl bezeichnet wurde, aber tatsächlich in Paisley in Schottland hergestellt wurde. Dazu hatten die Frauen einen roten Rock. Schwarze Streifen auf dem Rock zeigten an, ob die Frau verheiratet war oder nicht, oder Witwe. Die Kinder trugen zunächst alle in den ersten Lebensjahren Röcke. So war es einfacher mit dem Toilettengang. Zudem sollten die Jungs so geschützt werden, damit sie nicht von den irischen Fabelwesen entführt werden, die nur männliche Kinder haben wollten.

Das Museum ist sehr sehenswert und zeigt deutlich, dass wir das einfache Landleben heute romantifizieren und nicht immer sehen, wie hart und entbehrungsreich es war. Wie die Hungerjahre dann später gezeigt haben, können Naturereignisse schnell alles durcheinander bringen. In den Hungerjahren ist die Bevölkerung von Irland durch Verhungern und Auswanderung von 8,5 Millionen Einwohnern auf 5 Millionen geschrumpft und hat sich davon nie mehr erholt.

Das Museum liegt landschaftlich nett in einem kleinen Park. Im Turlough House daneben kann man sich ein paar Räume ansehen, unter anderem eine Bibliothek, auf der die Leisten des Bücherregals mit aufgemalten Büchern kaschiert sind. Ein sehr gemütlicher Raum.

Skulptur im Park.

Besonders haben mich diese Weidenmänner fasziniert.

Weidenmann 1.
Weidenmann 2.
Und Weidenmännchen.
Herbst-Alpenveilchen.

Anschließend ging es weiter nach Sligo, wo wir im Sligo Park Hotel übernachten.

Aran Islands

Am Dienstafd, den 10. September 2019, stand neben einem Strick-Workshop eine Tour über die größte der Aran Islands, Inis Mor, auf dem Programm.

Ich startete mein persönliches Programm schon um kurz vor 7 Uhr mit einem Spaziergang zum Sonnenaufgang. Das Meer und die frühe Stunde waren so eindrucksvoll.

Sonnenaufgang auf Inis Moor.

Auf meinem Spaziergang traf ich einen Mann auf einem Fahrrad, der hinter sich ein Pferd hertraben ließ.

Mann und Pferd.

Und ein wenig später schloß sich mir ein Hund an. Ich habe keine Ahnung, wo der Boarder Collie herkam, aber er wich mir nicht mehr von der Seite und wäre am liebsten auch in mein Hotel-Zimmer gekommen.

Um 12 Uhr ging es mit den Mini-Bussen los nach Dun Aengus oder Dun Aonghasa auf gälisch. Das ist ein halbkreisförmiges Fort auf einem Hügel mit einer grandioses Aussicht auf den Atlantik. Drei unterschiedlich hohe Steinmauern umgeben einen Platz, auf dem sich zum Meer hin eine Art Bühne befindet. Der Ausblick von dort oben war wirklich grandios. Entstanden ist das ganze ab 1.100 v. Chr.. Innen wurden bei Ausgrabungen Ringe und Bernsteinperlen gefunden, die nun im Museum in Dublin sind. Leider sind sie mir dort nicht besonders aufgefallen.

Blick hinauf zu Dun Aengus.

Die Steinmauern sind in Trockenbauweise gebaut, wie eigentlich alle Mauern hier. Dabei gibt es in der Mauer ganz viele Löcher, damit der Wind hindurchwehen kann und die Mauern im Sturm nicht zerstört werden.

Dun Aengus.
Ausblick auf die Küste.

Dun Aengus diente wohl eher zeremoniellen und religiösen Zwecken als dem Zweck der Verteidigung. Zudem war es schlicht ein guter Aussichtspunkt.

Mauern von Dun Aengus.
Atlantikküste.
Ausblick von Dun Aengus.
Atlantikküste.

Außerhalb befindet sich ein Chevaux de Friese, der ungefährt 700 v. Chr. errichtet wurde. Dabei handelt es sich um eine Ansammlung von vielen kleineren Steinen. An anderen Orten haben diese eine klare Verteidigungsfunktion. Ob das in Dun Aengus auch der Fall war oder ob sie eher eine Zurschaustellung einer exotischen Bauart waren, lässt sich nicht eindeutig beantworten.

Weitere Außenmauern.
Chevaux de Friese.

Nach einer kleinen Stärkung ging es weiter zu Mairtin O Flaitherarta, einem Farmer. Mairtin ist dabei, die traditionellen Galway-Schafe wieder auf die Inseln zu holen. Insgesamt soll es in der Welt nur noch 1.000 Galway-Schafe geben, 30 davon bei Mairtin. Er züchtet auf Wollqualität, da seine Vision ein Aran-Pullover ist, der auf den Aran-Inseln aus der Wolle der Galway-Schafe angestrickt worden ist. Das ist noch ein langer Weg. Immerhin gibt es schon die Wolle, die er verkauft und auch verschickt. Die Pullover werden derzeit noch per Maschine gestrickt. Er unternimmt einige Versuche mit der Einkreuzung von Wensleydale Schafen. In seinen Beispielen konnten wir eindeutig sehen, dass die Aran-Wolle eine bessere Klarheit hinsichtlich der Stiche hat als andere Wolle und diese auch besser hält. Der Nachteil ist, dass die Wolle nicht so weich ist wie wir das mittlerweile gewohnt sind. Da muss man für sich entscheiden, was einem wichtiger ist.

Galway Schafe.
Es gibt Futter!
Das Schaf im Zentrum.

Da der Begriff „Aran“ nicht geschützt ist und zudem auf einer Karte aus dem letzten Jahrhundert die Bezeichnung Inis Mor für die Insel offiziell eingeführt wurde, gibt es keinerlei Beschränkungen, und im Prinzip kann sich alles Aran Sweater nennen. Es gibt hier unzählige Geschäfte, die alle solche Pullover verkaufen. Meist ist unklar, wo die Wolle her kommt oder wo das Produkt gefertigt wurde. Schön sind sie alle. Aber wenn, dann will ich mir doch lieber einen selbst stricken.

Von den Schafen ging es zurück ins Hotel, wo noch ein wenig Zeit vor dem Abendessen war, um schon mal alle Sachen wieder einzupacken.

Nach dem Essen kamen wir noch in den Genuss einer Sängerin zu lauschen. Traditionell ist der Gesang ohne Begleitung, weil die Melodiebögen der Stimme so komplex sind und auch jedes Mal wieder ein wenig abweichen, dass es sich mit einer Begleitung einfach nicht verträgt. Die Lieder waren sehr eindrucksvoll, teilweise auf Gälisch und klangen wie viele irische Musik und Poesie sehr traurig. Es war aber besonders schön, diese Art von Musik kennen zu lernen.

Heute früh gab es einen weiteren wunderbaren Sonnenaufgang.

Noch ein schöner Sonnenaufgang.
Mit Austernfischer.

Dann haben wir Inis Mor nach einem fixen Frühstück wieder mit der Fähre verlassen. Es war sehr eindrucksvoll, weil sich auf den Inseln noch viele Traditionen bewahrt haben. Die Einwohnerzahl von Inis Mor ist relativ gering, ca. 600 Leute. Die meisten arbeiten in der Tourismusindustrie oder auch im Fischfang, wobei es gar nicht mehr so viel zu fischen gibt. Schafe und Rinder findet man viele. Die Regierung unterstützt inzwischen Vorhaben der traditionellen Landwirtschaft mit Geld. Die Felder sind zwar alle aufgeteilt, aber auf diesem steinigen Grund mit nur sehr wenig Erde etwas vernünftig anzubauen, ist überaus schwierig. Die Felder sind zudem sehr klein und mit Mauern umgeben, so dass landwirtschaftliche Geräte nur schwer eingesetzt werden können. Das einzige Kino der Insel hat auch seit einiger Zeit geschlossen. Im Winter ist daher vermutlich nicht so viel los. Aber für unsere Tour und den Strickworkshop war die Zeit hier eine echte Bereicherung.

Abschied von Inis Mor.