Es war Zeit, Dublin zu verlassen und in etwas ländlichere Gebiete vorzudringen. Daher machten wir uns am Montag (09.09.2019) auf den Weg nach Westen.
Unser erster Stopp war die Tullamore Dew Whiskey Brennerei.
Wir hatten eine recht kurze Tour, die alles eher abstrakt beschrieb und nicht etwa durch die Produktionsstätte führte. Wenn man wirklich den Prozess des Whiskey Brennens kennen lernen möchte, sollte man das daher wohl besser in Schottland tun.
Aber immerhin ist Tullamore ein beschauliches Städtchen am Fluss und für einen Spaziergang überaus geeignet.
Dann ging es weiter nach Galway. Auf dem Weg habe ich gemerkt, dass sich Bus fahren und Stricken offenbar nicht gut vertragen, jedenfalls nicht, wenn ich ab und an in eine Anleitung schauen muss. In Galway war mir jedenfalls so schlecht, dass ich als erstes eine Apotheke aufgesucht und mich mit Tabletten gegen Reisekrankheit versorgt habe. Nach einem kleinen Picknick auf dem Eyre Square war ich wiederhergestellt. Der Eyre Square heißt inzwischen Kennedy Park, weil John F. Kennedy dort bei einem Staatsbesuch eine Rede gehalten hat. Wohl nach dem Motto: „Ich bin ein Irländer“, weswegen ihm zu Ehren der Platz umbenannt wurde. Und wohl auch, weil das alles kurz vor dem Attentat statt fand.
Anschließend schaute ich mir die St. Nicholas Church von 1320 an, die außen mit Gargoyls verziert ist. Leider sind die Gesellen schon etwas verwittert. Diese Kirche soll auch Christoph Columbus besucht haben. Gerade angeschwemmte, fremdländisch aussehende Schiffbrüchige sollen ihn zu seiner Idee geführt haben, nach Westen zu segeln. Man weiß immer nicht, wieviel an diesen Geschichten dran ist oder ob die Iren einen gerade mal wieder auf den Arm nehmen wollen.
Ein Castle hat Galway auch, allerdings ist Lynch’s Castle mehr ein Herrenhaus und inzwischen eine Bank. Bei Lynch’s Window soll der damalige Bürgermeister von Galway im 15. Jahrhundert seinen eigenen Sohn gehängt haben, weil dieser einen Mord begangen hatte und daher die Todesstrafe verhängt wurde. Der Sohn war aber so beliebt, dass der Henker die Strafe nicht ausführen wollte. Da der Bürgermeister aber nicht seinen eigenen Sohn außerhalb des Gesetzes stellen konnte, hat er die Strafe dann selbst vollzogen. Das Wort „Lynchen“ soll auf diese Begebenheit zurück gehen.
Anschließend ging ich am Fluß Corrib entlang und besichtigte die Cathedral von Galway (Cathedral of Our Lady Assumed into Heaven and Saint Nicholas). Hierbei handelt es sich um einen Neubau von 1965. Beinahe wäre ich deswegen nicht hingegangen, weil mich halt eigentlich nur alte Kathedralen interessierten. Diese ist aber wirklich sehenswert. Sie ist innen aus dunklem Stein, wirkt aber nicht düster. In der Kuppel sind eindrucksvolle Heiligenbilder und auch die Glasfenster sind sehenswert.
Zurück ging es dann über Nun’s Island und O’Brian’s Bridge
an der Spanish Arch vorbei zum City Museum of Galway, das aber leider montags geschlossen hat. Ich machte noch einen kleinen Abstecher zum Weber und zum Aran Sweater Shop sowie in die öffentliche Bibliothek. Dann holte uns unser Busfahrer Brian am Treffpunkt wieder ab.
Über Salthill und Spiddal ging es dann an der Atlantik-Küste vorbei. Dort führt der Wild Atlantik Way entlang, der wirklich überaus schöne Ausblicke bietet. Das Meer zu sehen, ist ja immer schön, und hier besonders. Da es schon Nachmittag war, stand die Sonne tief, das Licht war sehr warm und die Stimmung einfach toll.
Von Rossaveal setzten wir mit der Personenfähre auf die Aran Islands, genauer gesagt auf Inis Mor über. Das Wasser war eigentlich relativ ruhig, aber die kleine Fähre schaukelte doch recht stark zwischendurch. Da war ich froh, meine Tablette gegen Reisekrankheit genommen und einen Ingwerkeks gegessen zu haben. Bestimmt hat hauptsächlich der Inwer geholfen.
Glücklich auf Inis Mor angekommen, gab es Abendessen und ein kleines Tanzvergnügen. Das war ein sehr langer, aber auch sehr schöner Tag.
Heute stand als erstes ein Strick-Workhop auf dem Programm, über den ich aber gesondert berichten werde.
Danach sind wir in die Guinness Brewery gefahren.
Dort wurde vor ein paar Jahren ein riesiges Besucherzentrum gebaut, das der absolute Touristenmagnet ist. Es ist ganz nett gemacht und startet mit der Erläuterung des Prozesses des Bierbrauens, aber als Deutsche und Schottland-Fahrerin war das nicht neu für mich. Der Anfang ist ja bei der Whisky-Brennerei ähnlich.
Es gab eine Ausstellung zu den Werbekampagnen, auf denen in der Vergangenheit bei Guinness oft Tiere dargestellt wurden. Das lag wohl daran, dass der Verantwortliche Zoodirektor war. Und überhaupt wurde früher der Spruch „Guiness is good for you“ sehr gelebt, für Schwangere (!), Kinder, Kranke und selbst kranke Tiere.
Ganz oben im Besucherzentrum gibt es die Gravity Bar, von der aus man einen super Blick auf Dublin und die Wicklow Mountains hat. Dort war es gestern aber so laut, dass man Schallschutz gebraucht hätte. Ich bin statt dessen lieber um den Block gelaufen. Heute sind wohl 6.000 Besucher durch das Zentrum geschleust worden, und das ist vergleichsweise nicht viel, weil hier schon Nachsaison ist.
Dublin ist sehr nett. Es ist alles locker, offen, wobei nicht unbedingt im sozialen Bereich alles in Ordnung ist. Auch hier sieht man Obdachlose auf den Straßen. höher. Die Leute sind sehr nett und nicht so gehetzt, aber nicht so herzlich wie in Shetland, weil es eben doch in der Stadt anders ist. Dublin wird durch den Fluss Livey bestimmt, hat aber nicht so ein Wasserfeeling wie Amsterdam und der Hafen ist nicht spürbar.
Mit der Brauerei-Tour war unser offizielles Programm für heute beendet. Ich war anschließend noch in der Chester Beatty Library, auch wieder kostenlos.
Dort gibt es eine große Sammlung von religiösen Schriften und eine Ausstellung über Religionen. Das war sehr interessant. Und einen schönen friedlichen Dachgarten haben sie auch.
Nun sitze ich gemütlich in meinem Hotelzimmer. Ich muss noch umpacken, weil wir morgen auf die Aran Islands fahren. Dort kann der Bus nicht mit, und wir müssen alles erforderliche im Handgepäck haben. Mal sehen, wie das wird, bestimmt ein Gegensatz zur Stadt mit dem schrecklichen Verkehr.
Gestern bin ich hier in Dublin angekommen. Der Flug hatte mal wieder Verspätung. Ich kann mich ehrlich gesagt inzwischen nur noch dunkel daran erinnern, auch mal pünktlich losgeflogen zu sein. Aber egal – Hauptsache gut und sicher angekommen!
Im Hotel habe ich dann nur kurz mein Gepäck abgeworfen und bin wieder los.
Zuerst durch die Iveagh Gardens,
dann durch St Stephen’s Green. Das ist ein ganz besonders schöner Park mit vielen Bäumen, ein wenig Wasser und einer ganze Menge Leben.
Und ganz vielen Statuen. Überhaupt scheint es in Dublin viele Denkmäler und Statuen zu geben.
Im Park ist zum Beispiel das Denkmal für die Kartoffelmissernten, die daraus folgenden Hungerjahre, die dann u. a. zu einer Auswanderungswelle führten. Das können wir uns heute gar nicht mehr vorstellen, so eine enge Wechselwirkung. Ist es ein schlechtes Apfeljahr, so finden wir im Supermarkt trotzdem volle Regale vor.
Schließlich bin ich ins National Museum of Ireland – Archaeology gegangen. Die staatlichen Museen in Dublin kosten keinen Eintritt. Ich finde das super. So hat man Lust, mal eben für eine Stunde ins Museum zu springen, weil man nicht den Eindruck vermittelt bekommt, dass man seinen Eintritt abarbeiten muss. Und sehr viel mehr Zeit hatte ich auch nicht, weil das Museum ja schon um 17 Uhr zumachte.
Im Museum gab es viele Fundstücke aus Gold, wobei unklar ist, wo das viele Gold herkommt, denn in Irland selbst gibt es nicht viel von diesem Rohstoff. Sehr interessant, wenn auch ein wenig gruselig, waren mehrere Moorleichen. Es ist faszinierend, was man nach all der Zeit noch für Erkenntnisse gewonnen kann, etwa was die Menschen in den vier Monaten vor ihrem Tot hauptsächlich gegessen haben und andere Dinge. Am schönsten war die Treasury, eine Sammlung von Schätzen. Hier hat mich besonders der Fund eines Buches von ca. 800 n. Chr. beeindruckt. Es wurde im Moor gefunden, gut konserviert. Die Tinte war größtenteils noch lesbar, sie besteht aus einer Mischung aus Eisen und Galläpfeln. Und wir schreiben keine Postkarten mit Tinte, falls es mal regnet…
Anschließend ging ich über die Grafton Street langsam zurück. Die Grafton Street ist eine Fußgängerzone mit den üblichen Läden. Aber auch ganz viel Straßenmusik. Immer wenn man gerade so außer Hörweite eines Musikers war, kam der nächste. Das war ganz gut aufeinander abgestimmt. Manches war mehr enthusiastisch als künstlerisch, aber alles sehr stimmungsvoll.
Durch den Park ging es wieder zurück zum Hotel. Unterwegs habe ich noch ein paar Kleinigkeiten für die Verpflegung eingekauft.
Ziemlich müde bin ich ins Bett. Den Schlaf habe ich auch gebraucht, denn heute stand ein langer aufregender Tag an. Nach dem Frühstück bin ich in Richtung Dublin Castle gelaufen. Dort kommt man nur mit einer guided tour in alle Räume, weswegen ich eine per Internat vorgebucht habe.
Es war aber noch ein wenig Zeit, bis diese los ging. Also ging ich hinüber in die Castle Gardens, die ein unheimlich schöner Ruhepol sind, wunderbar bepflanzt und gepflegt.
Die Tour selbst führte uns zunächst in den normannischen Teil des Castle, zu den foundations des Powder tower. Dort überdauern die von den Normannen gesetzten Steine noch immer. Erstaunlich. Dann ging es weiter in die Chapel Royal, in der Szenen für die „Tudors“ gedreht wurden.
Das ist sowieso ein Satz, den man hier immer wieder hört, hier wurde dieses und jenes gedreht. Das ist einem gar nicht so bewusst, aber Irland ist wirklich ein großes Zentrum für Dreharbeiten. Von der Chapel, die übrigens ganz aus Holz besteht, ging es weiter in die State Rooms. Besonders gut hat mir der Raum gefallen, in welchem die Präsidenten vereidigt werden, in dunkelblau und gold gehalten.
Damit war eine Stunde um, und ich musste mich fix zurück auf den Weg ins Hotel machen. Um 12 Uhr begann nämlich meine Knitting Tour. Das ist der eigentliche Grund meiner Irland-Reise. Über die Handarbeits-Workshops werde ich dann jeweils gesondert im kreativen Teil des Blogs berichten.
Wir starteten die Tour mit einer kleinen Stadtrundfahrt durchs Zentrum. Rund um den Merrion Square und die anderen Plätze findet man noch sehr schöne georgian houses. Das sind Häuser, die während der Regierungszeit der vier englischen Könige mit dem Namen Georg errichtet wurden und einem bestimmten Architekturtyp folgen. Es gab strenge Vorgaben an das Aussehen der Häuser, weswegen sie sich nur hinsichtlich der Gestaltung der Türen und des Fensters über der Tür unterscheiden. Die Fenster in den oberen Stockwerken dieser Häuser sind kleiner als in den unteren Etagen. Das liegt zum einen daran, dass die oberen Stockwerke für das Personal da waren, aber auch daran, dass es eine Steuer auf das Tageslicht gab, das ins Haus fiel. Und wenn man so etwas sparen konnte, war das nur recht.
Die Häuser um den Merrion Square haben auffällig farbige Türen. Als Queen Victoria starb, gab es eine Anordnung, dass alle Türen aus Staatstrauer schwarz gestrichen werden sollten. Die rebellischen Iren griffen daraufhin tief in die Farbpalette…
Als nächstes stand das Trinity College auf dem Programm.
Trinity College war nicht nur Alma Mater für erstaunlich viele berühmte Persönlichkeiten, sondern beherbergt auch eine eindrucksvolle Bibliothek und das Book of Kells. Das Book of Kells ist eine mittelalterliche Handschrift der gospel, das noch erstaunlich gut erhalten ist. Die Mönche benutzten vellum und verschiedenfarbige Tinten. Für mich sieht die mittelalterliche Kalligraphie sehr einheitlich aus, aber Forscher haben festgestellt, dass insgesamt vier Personen die Texte geschrieben haben und drei weitere an den Illustrationen beteiligt waren. Die Illustationen sind so prächtig und so fein gestaltet, dass sie teilweise erst bei einer erheblichen Vergrößerung ihre wahre Schönheit offenbaren. Daher wird vermutet, dass die Mönche etwas zur Vergrößerung benutzten, was ihnen bei der Gestaltung hilfreich war. Was das genau war, ist aber unklar. Jeder verzierte Buchstabe ist so nur einmal im Buch enthalten, sehr individuell, und ich frage mich, wer da die Übersicht behalten konnte, ohne Computer.
Das Book of Kells ist inzwischen in vier Teile geteilt, zwei wurden im Original ausgestellt. Die Seiten werden alle paar Wochen umgedreht, so dass man immer wieder neue Stellen der Bücher entdecken kann.
Vom Book off Kells ging es die Treppe hoch zu ganz vielen Büchern, in den Long Room, einer wunderbaren Bibliothek. Dort hätte ich den ganzen Tag verbringen können. Bücher bis unter die Decke, die deswegen auch erhöht werden musste.
Hier wurde offfenbar für Harry Potter gedreht.
Anschließend hatten wir Freizeit, die ich für einen Besuch in der National Gallery nutzte. Dort gibt es unter anderem ein eindrucksvolles Bild von Caravaggio („The Taking of Christ“), aber auch viele andere schöne Kunstwerke – und wieder ohne Eintritt.
Danach war noch Zeit für einen Besuch bei Oscar Wilde.
Weiter ging es mit dem Bus in den Bezirk Liberties. Dieser heißt so, weil er früher außerhalb der Stadtmauern lag und die Bewohner dort keine Steuern zu zahlen brauchten. Andererseits wurden sie aber auch nicht vor den Wikingern oder anderen Feinden geschützt. Das musste man sich also gut überlegen, was am Ende günstiger kam. Wir besuchten im Wolleladen „The Constant Knitter“ eine Präsentation von Aoibhe Ni über eine Form des tunesich Häkelns, die sehr interessant war.
Dann ging es zurück ins Hotel. Information Overflow für heute erreicht…
Die Aus ! zeit hat begonnen. Ich bin in der glücklichen Lage, dass mein Arbeitgeber mir gestattet, Überstunden am Stück zu nehmen. Nach 18 Jahren hat sich so einiges angesammelt. Mein Chef hat meine Idee einer dreimonatigen Auszeit zum Glück unterstützt, worüber ich sehr froh bin. Von September bis November werde ich versuchen, den Alltag ein wenig hinter mir zu lassen und werde viel reisen.
Natürlich klappt das alles nicht spontan, sondern hat sehr viel Vorbereitungszeit in Anspruch genommen. Daher ist es für mich noch ein wenig unwirklich, dass es nun so weit ist.
Am Freitag habe ich mich mit einer Kuchenrunde auf Arbeit bis Dezember verabschiedet. Und bin nicht direkt nach Hause gefahren, sondern habe erstmal ein Picknick mit Blick auf den See gemacht.
Beim Picknick wurde ich streng von dieser Ente beobachten. Ich habe sie natürlich nicht gefüttert, weil das ja nicht artgerecht ist. Aber es war schwer!
Dieser kleine Ausflug war ein wunderbare Einstimmung auf die kommenden Wochen.
Auf Shetland gibt es sehr viel mehr Schafe als Einwohner. Das finde ich wunderbar, denn ich mag Schafe sehr. Ich habe auch noch nie irgendwo so viele Schafsbilder gemacht wie in diesem Urlaub.
Shetland-Schafe sind etwas kleiner als andere Schafsrassen. Sie sind sehr widerstandfähig, und die Wolle hat sehr gute Qualität. Nicht verwunderlich bei dem ständigen Wind, denn die Wolle muss ja auch das Schaf warm halten.
James hat mir erzählt, dass die Shetland Schafe in der Regel ihre Lämmer alleine auf der Weide zur Welt bringen. Nur wenn man die Rassen kreuzt, kann es sein, dass sie etwas Hilfe beim Lammen brauchen.
Die Wolle der Schäfer wird in der Regel von den beiden Wollgesellschaften, Jamieson & Smith und Jamieson of Shetland, aufgekauft. Die einen lassen auf dem Festland spinnen und färben, die anderen machen das auf den Inseln. Ich finde es schön, wenn die Unternehmer so zusammen halten und die shetländische Wolle vermarkten.
Die Schafe werden viel später als anderswo geschoren, nämlich erst im Juli. Bei uns ist die Schur ja Ende Mai/Anfang Juni. James erklärte, dass dies mit dem Wetter zusammenhänge. Im Juni könne es immer noch einmal kalt werden. Dann müsste sich die Schafsmutter zu sehr anstrengen, warm zu bleiben, und das würde ihrer Milch schaden, so dass das Lamm gefährdet ist. Daher konnte ich auch Mitte Juli noch viele Schafe kurz vor und nach der Schur sehen.
Neugieriges Schaf.
Ich habe den Shetland-Urlaub sehr genossen, nicht zuletzt wegen all der wunderbaren Schafe.