In diesem Sommer habe ich viel gefärbt. Über die schönen Pflanzenfärbungen habe ich ja schon berichtet.
Ganz viel habe ich aber mit KoolAid gefärbt. Davon hatte ich einen großen Vorrat, weil mir netterweise Freunde und Familie das Getränkepulver von ihren USA-Reisen mitgebracht haben. Auch wenn es mit Nachschub nun mau aussieht, wollte ich es auch nicht länger ungenutzt rumliegen lassen. Ist ja schade drum.
Ich habe Spinnfasern gefärbt, weil mich hier interessiert hat, wie die unterschiedlichen Fasern die Farben aufnehmen. Das war sehr spannend. Außerdem habe ich beim Spinnen viel zu lernen, und mit bunten Fasern ist es etwas abwechslungsreicher.
Ich wollte das Färben unbedingt draußen erledigen, weil KoolAid sehr süß und sehr künstlich riecht. Und so habe ich einfach Wasser in meinem Färbetopf erhitzt, ein Päckchen Getränkepulver in das Wasser gestreut, sich verteilen lassen und schließlich die angefeuchteten Spinnfasern in den Topf gegeben. Ganz oder teilweise, wie es gerade kam. Unterschiedliche Farben habe ich nacheinander gefärbt.
KoolAid kann man auch wunderbar mischen. So entstehen neue Farbtöne, immer wieder anders, mal kräftig, mal soft.
Anschließend muss der Strang nur noch ausgespült werden und kann dann trocknen.
So war ich ganz gut beschäftigt. Nun sind meine Kammzüge alle aufgebraucht, und der Sommer ist auch fast zu Ende.
Ich bin sehr zufrieden mit meinen Färbungen und freue mich schon aufs Spinnen und Verzwirnen.
Die letzte Pflanzenfärbung für 2020 machte ich mit gemahlenen Eichengalläpfeln.
Eichengalläpfel entstehen, wenn Gallwespen die Blattadern eines Eichenbaums als Winterquartiere für ihre befruchteten Eier kapern. Durch die Abwehrreaktion der Pflanze entsteht eine Wucherung, die man aufgrund ihrer Kugelform und ihrer Färbung Gallapfel nennt.
Galläpfel wurden im Mittelalter als Färbemittel verwendet. Der hohe Gerbstoffgehalt macht die Gallen zu einer geeigneten Quelle für die Gewinnung von Gallussäure, die zum Gerben von Leder verwendet wurde. Aus Pflanzengallen wird auch die wertvolle Eisengallus-Tinte hergestellt. Sie ist absolut lichtecht, dokumentenecht und wird zum Unterzeichnen von Staatsverträgen benutzt.
Ich habe nachgelesen, dass Galläpfel grau färben. Die Tinte wird wohl schwarz, weil sie an der Luft oxidiert. Leider ist sie für moderne Füllfederhalter nicht geeignet, weil sie deren Federn verstopft.
Also habe ich mich ans Färbewerk gemacht. Ich habe gemahlene Galläpfel in einen Nylonstrumpf gefüllt und eine Stunde lang köcheln gelassen. Dann habe ich einen vorgebeizten Kammzug eingelegt. Ich habe unterschiedliche Angaben gefunden. Unter Umständen braucht man nicht vorzubeizen, weil die Galläpfel so viele Gerbstoffe enthalten. Ich wollte aber kein Risiko eingehen und habe daher mit Alaun vorgebeizt. Den Kammzug habe ich ebenfalls eine Stunde lang köcheln und über Nacht abkühlen lassen.
Am nächsten Morgen habe ich die Fasern ausgespült. Dabei habe ich gemerkt, dass die gemahlenen Galläpfel so fein waren, dass sie durch das Nylon gekommen sind. Der Kammzug war daher leicht staubig. Aber die große Überraschung war die Farbe. Nix mit grau, sondern ein helles beige-gelb. Keine Ahnung, wie das passiert ist. Dabei habe ich noch mit Pottasche nachgeholfen, weil es mir eh so hell vorkam. Nun gut, es passt wenigstens bestens zu meinen anderen Pflanzenfärbungen. Ich werde diese Färbung aber nicht wiederholen, da sie doch ein wenig langweilig ist.
Hiermit sind meine geplanten Pflanzenfärbungen erstmal abgeschlossen. Ich habe außerdem noch mit KoolAid und Säurefarben gefärbt, worüber ich noch berichten werde.
Hier alle Pflanzenfärbungen zum Vergleich:
Details:
Wolle: 100 g, Kammzug Bluefaced Leicester Superwash, 1 x 100 g
Als nächstes standen Myrtenblätter auf meinem Programm.
Leider konnte ich hierzu weder in meinen Färbebüchern noch im Internet viel finden. In einem Mittelalterforum gab es eine kurze Beschreibung und eine lange Diskussion, ob man damit überhaupt färben können, da die Myrtenblätter nicht in Mitteleuropa heimisch sind.
Da sie schon mal da waren, habe ich sie auch genutzt. Ein Glück! Das Ergebnis ist nämlich schön geworden.
Ich bin letztlich nach Grundrezept vorgegangen. Als erstes habe ich einen Strang Wolle und einen Kammzug gebeizt.
Danach habe ich die Myrtenblätter in Wasser eingeweicht. Davon ließen sie sich jedoch auch nach einer Stunde noch nicht beeindrucken. Vielmehr schwammen sie oben auf dem Wasser und sogen sich auch gar nicht voll. Also habe ich einfach das ganze aufgekocht und eine Stunde lang köcheln lassen.
Den Sud habe ich ein paar Stunden abkühlen lassen, durchs Sieb geschüttet und die Pflanzenteile schließlich in einen Nylon-Kniestrumpf gelöffelt. Der kam dann wieder in die Färbeflüssigkeit, zusammen mit der Wolle. Alles aufgekocht und eine Stunde lang köcheln lassen.
Die abgekühlte Wolle habe ich erstmal aufgehangen und einen Tag trocknen lassen. Dann habe ich sie ausgespült, was sehr lange gedauert hat. Ich bin mir nicht sicher, ob die Oxidation wirklich etwas gebracht hat, ich habe es zumindest irgendwo gelesen und wollte es daher nicht auslassen.
Das gleiche Spiel machte ich dann noch einmal mit dem Kammzug.
Beide haben die Farbe gut angenommen, schön kräftig ist es geworden. Ich bin sehr zufrieden mit diesem Versuch.
Details:
Wolle: 100 % Schurwolle (Bluefaced Leicester) mit Superwash-Ausrüstung, vierfädig, 1 x 100 g, Kammzug Bluefaced Leicester Superwash, 1 x 100 g
Da mir die Lüneburger Heide auf unserer Fahrt im Juni so gut gefallen hat, war ich entzückt, bei meinem Händler für Färbebedarf getrocknetes Heidekraut zu finden.
Im Internet bin ich auch auf ein paar Tipps zum Färben damit gestoßen. Letztlich kann man von der Grundanleitung ausgehen.
Ich habe das Heidekraut (100 g) in drei Litern Wasser eingeweicht. Das Kraut will erstmal nicht so richtig und bleibt mehr oder weniger auf der Wasseroberfläche liegen. Ich habe dann alles aufgekocht, 20 Minuten köcheln und dann abkühlen lassen.
Danach habe ich den Färbesud durchs Sieb gegossen und das Heidekraut in zwei Nylon-Kniestrümpfe gepackt. Die kamen dann wieder in den Färbesud.
Als erstes habe ich einen Strang gebeizte Bluefaced Leicester Wolle gefärbt. Dazu habe ich ihn in der Färbeflotte aufgekocht, eine Viertelstunde köcheln lassen und dann über Nacht einfach im Topf belassen.
Am nächsten Tag habe ich den Strang herausgeholt, gespült und getrocknet. Die Farbe verändert sich beim Trocknen noch ein wenig, das ist schon faszinierend.
Als nächstes kam ein vorgebeiztert Kammzug in die Färbeflotte. Ansonsten gleiches Prinzip. Beim Kammzug habe ich zum Schluss einen TL Pottasche zugefügt und alles noch einmal kurz köcheln lassen.
Der Farbton ist schwierig zu beschreiben. Er liegt zwischen grün und gelb, ein wenig curryfarben. Er wirkt je nach Lichteinfall und Hintergrund anders, was man auch auf den Fotos gut sehen kann. Auf alle Fälle sehr interessant.
Details:
Wolle: 100 % Schurwolle (Bluefaced Leicester) mit Superwash-Ausrüstung, vierfädig, 1 x 100 g, Kammzug Bluefaced Leicester Superwash, 1 x 100 g
Die Färbung mit Walnuss war bisher das schönste Färbeerlebnis des Sommers. Aber der Reihe nach.
Ich habe abends eine Färbeflotte mit getrockneten (gekauften) Walnussschalen angesetzt. Dazu kamen 100 g Schalen in meinen Färbetopf mit ca. 4,5 l Wasser. Mehr Wasser passt nicht rein, wenn auch noch Färbegut in den Topf soll. Ich konnte direkt zusehen, wie sofort Farbe ins Wasser überging, sehr spannend.
Walnussschalen enthalten viele Gerbstoffe, so dass es möglich ist, mit der Färbeflotte auch kalt zu färben. Das Färbegut braucht vorher nicht gebeizt zu werden. Das klang schon mal sehr sympatisch.
Ich habe die Walnussschalen zehn Stunden lang eingeweicht, dann aufgekocht, eine Stunde köcheln gelassen und abgekühlt. Anschließend ging alles durchs Sieb und die Schalen habe ich dann wieder in einem Wäschebeutel in die Färbeflotte eingelegt.
Da die Kaltfärbung besonders schonend ist, habe ich dieses Mal nicht nur Wolle, sondern auch Kammzüge gefärbt. Ich habe immer Sorge, dass mir die Kammzüge auseinanderfallen, wenn ich sie köcheln lasse…
Als erstes kam ein angefeuchteter Kammzug aus Bluefaced Leicester in die Färbeflotte. Diesen ließ ich zwölf Stunden lang im Topf, drückte ihn dann vorsichtig aus und ließ ihn draußen trocknen. Erst danach spülte ich mit handwarmem Wasser nach. In den letzten Spülgang mischte ich einen Schuß Essig. Ich bin mir nicht sicher, ob das bei Walnussschalen überhaupt notwendig ist, habe es einfach zur Sicherheit gemacht.
Heraus kam ein schönes, kräftiges Braun.
Als nächstes legte ich einen weiteren Kammzug ein und ließ ein Stück von diesem für ein paar Stunden herausschauen, so dass dieser Teil kürzer in der Färbeflotte war. Das hat allerdings für meine Augen nicht zu einem Unterschied in der Farbintensität geführt. Dieses Mal ließ ich den Kammzug für zehn Stunden in der Färbeflotte. Es schloß sich wieder Trocknen, Spülen, Trocknen an.
Die Färbeflotte war danach immer noch nicht erschöpft. Also ging es mit Sochenwolle weiter. Dieses Mal kochte ich alles auf und ließ das ganze eine Stunde lang kochen. Nach einer kurzen Abkühlzeit hob ich die Sockenwolle kurzzeitig aus der Flotte und gab einen Teelöffel Pottasche zur Färbeflotte. Die war noch von der letzten Weihnachtsbäckerei übrig. Ich habe gelesen, dass man damit Rotfärbungen intensivieren kann. Ob es hier was gebracht hat, weiß ich nicht so richtig. Anschließend ließ ich die Wolle noch zehn Stunden lang in der Flotte liegen. Dann wieder Trocknen, Spülen, Trocknen.
Details:
Wolle: 100 % Schurwolle (Bluefaced Leicester) mit Superwash-Ausrüstung, vierfädig, 1 x 100 g, Kammzug Bluefaced Leicester Superwash, 2 x 100 g