In der Nähe von Castlebar befindet sich das National Museum of Ireland – Country Life, das heute, am Mittwoch den 11. September, auf unserem Programm stand.
Das Museum ist ein Neubau neben dem Turlough House, der sich gut in die Landschaft einpasst und architektonisch sehr interessant ist. Es verfügt über vier Stockwerke.
Im untersten gab es gerade eine Ausstellung über „Kitchen Power“, wie das Leben der Frauen durch die Einfühung der Elektrizität auf dem Land verändert wurde. Dazu gab es viele alte Kühlschränke und Waschmaschinen. Am Anfang gab es Beratung dazu, wie man sein Haus elektrifizieren konnte. Oft wurde erstmal nur eine Steckdose in der Küche installiert, an welche dann abwechselnd alle vorhandenen Geräte nach Bedarf angeschlossen wurden. Am Anfang waren Toaster sehr beliebt, weil sich die Leute die Großgeräte noch gar nicht leisten konnten.
Auf Level C gab es alles Mögliche zu Textilien, dem Leben an Land und am Wasser und zu allen möglichen Handwerken. Dabei zeigte sich auch gut, dass die Frauen für das Essen und die Kleidung verantwortlich waren, die Männer für die Arbeiten draußen auf dem Feld und auf dem Meer. Was für ein Aufwand das war, die Schafswolle zu waschen, zu kardieren, zu spinnen und zu verstricken oder zu verweben. Wobei es oft einen Weber im Dorf gab, der das Tuch webte, das die Frau dann wiederum zu Kleidung nähte. Ein sehr komplexer und langwieriger Prozess, weswegen es nicht oft neue Kleidung gab.
Auf Level B ging es um das Radfahren und unter anderem auch um Stroh und Heu. Es ist ganz faszinierend, was alles aus Stroh angefertigt wurde. Möbel, Matratzen, aber auch kleine Symbole und sogar Geschirr für Pferde. Es war alles nicht unbedingt langlebig, aber das Material war eben da. Das Flechten mit dem Stroh ist dem Stricken übrigens offenbar nicht unähnlich.
Im Erdgeschoss gab es Ausstellungsstücke zum Anfassen und Beispiele für die traditionelle Kleidung. Die Männer trugen natürlich Aran-Pullover. Die Frauen trugen ein dicht gewebtes bunter Tuch, das als Galway Shawl bezeichnet wurde, aber tatsächlich in Paisley in Schottland hergestellt wurde. Dazu hatten die Frauen einen roten Rock. Schwarze Streifen auf dem Rock zeigten an, ob die Frau verheiratet war oder nicht, oder Witwe. Die Kinder trugen zunächst alle in den ersten Lebensjahren Röcke. So war es einfacher mit dem Toilettengang. Zudem sollten die Jungs so geschützt werden, damit sie nicht von den irischen Fabelwesen entführt werden, die nur männliche Kinder haben wollten.
Das Museum ist sehr sehenswert und zeigt deutlich, dass wir das einfache Landleben heute romantifizieren und nicht immer sehen, wie hart und entbehrungsreich es war. Wie die Hungerjahre dann später gezeigt haben, können Naturereignisse schnell alles durcheinander bringen. In den Hungerjahren ist die Bevölkerung von Irland durch Verhungern und Auswanderung von 8,5 Millionen Einwohnern auf 5 Millionen geschrumpft und hat sich davon nie mehr erholt.
Das Museum liegt landschaftlich nett in einem kleinen Park. Im Turlough House daneben kann man sich ein paar Räume ansehen, unter anderem eine Bibliothek, auf der die Leisten des Bücherregals mit aufgemalten Büchern kaschiert sind. Ein sehr gemütlicher Raum.
Besonders haben mich diese Weidenmänner fasziniert.
Anschließend ging es weiter nach Sligo, wo wir im Sligo Park Hotel übernachten.