In Sligo war es heute früh regnerisch und ungemütlich. Also machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg nach Norden, in den County Donegal.
Als erstes besuchten wir auf dem Friedhof von Drumcliffe das Grab von W. B. Yeats. Yeats ist der irische National-Poet. Er lebte von 1865 bis 1939. 1921 erhielt er als erster Ire überhaupt einen Nobelpreis für Literatur. Die Iren sagen, dass er seine schönsten Dichtungen erst danach veröffentlicht hat.
Auf dem Grab findet sich die Inschrift: „Cast a cold eye on life, on death, horseman, pass by.“
Wie uns Ann-Marie erzählte, ist Prince Charles ein großer Yeats-Fan. Er kommt ab und zu zum Grab und hat auf dem Friedhof einen Baum gepflanzt.
Von dort aus ging es weiter nach Kilcar ins Studio Donegal. Das ist eine Woll-Spinnerei und Weberei, die sowohl gewebte Produkte verkauft als auch Garn.
Wir bekamen von Tristan die teilweise sehr alten Maschinen erklärt. Die Spinnerei kann zwar nicht Massen von Garn produzieren, dafür kann aber in den Produktionsprozess besser eingegriffen werden, je nachdem welches Resultat erwünscht ist.
Anschließen gingen wir noch zu den Webern nach oben. Der größte der Webstühle kann drei Meter breites Tuch herstellen. Gewebt wurden unterschiedlichste Muster. Die Weber waren alles Männer, die ihr Wissen inzwischen aber an Weberinnen in der Ausbildung weiter geben.
Das Wetter wurde allmählich freundlicher und so machten wir uns auf den Weg zu den Slieve League Cliffs. Dort stiegen wir am Besucherzentrum auf einen kleineren Bus um, der uns bis an den Klippenrand brachte. Inzwischen zeigte sich auch die Sonne.
Die Sleave League Cliffs sollen die höchsten in ganz Europa sein. So richtig weiß man aber nie, ob einen die Iren gerade auf den Arm nehmen oder nicht. So kann man von einer bestimmten Stelle der Klippen aus angeblich die Freiheitsstatue sehen, wenn man nur genug Guinness getrunken hat…
Es gibt einen Weg an den Klippen entlang, der sehr schmal ist und schließlich auf einen Pilgerweg mündet. Der Berg an den Klippen ist nämlich eine heilige Pilgerstätte. Wir sahen auch einige Leute, die wohl auf Pilgertour waren. Ich bin dann ebenfalls noch so weit hochgestiegen, wie es die 20 Minuten erlaubt haben, die noch zur freien Verfügung waren. Eine wunderbare Aussicht von dort oben und eine wunderschöne Küste.
Die Heide war leider schon am Abblühen. Oben auf den Klippen und überhaupt in der ganzen Gegend gab es unzählige Schafe, die dort auf dem common land grasen. Sie sind je nach Farmer markiert, grasen gemeinsam und werden zu verschiedenen Gegegenheiten dann zusammen getrieben.
Nach dem Lunch im Besucherzentrum ging es weiter in die Glencolmcille Folk Village.
Diese wurde 1967 von Father James McDyer gegründet, um in der abgelegenen Region Arbeitsplätze zu schaffen. Es gibt dort jeweils ein Cottage aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert. Es war sehr interessant, diese miteinander zu vergleichen. Dabei wurde mir wieder deutlich, in was für einem Luxus wir derzeit leben. Uns geht es einfach so gut.
Im Schulgebäude haben uns zwei junge Männer dann noch beigebracht, wie man ein St. Bridget’s Kreuz aus Halmen flechtet. Das Kreuz sollte in den Häusern vor einem Brand schützen. Das war mal etwas ganz anderes, und ich bin froh, dass die beiden so engagiert bei uns waren.
Im Übrigen gibt es in Irland wild wachsende Fuchsienhecken…
Hinterher bin ich noch über die Straße zum Strand hinunter gelaufen. Auch diese Bucht war einmalig schön. Die Dünung war sehr eindrucksvoll, und ich muss wohl heute Abend noch Brille und Kameraobjektiv putzen, weil die Wellen doch mit einiger Macht ankamen und manchmal weiter spritzten, als ich das so erwartet habe.
Zurück nahmen wir die Straße mit den besonders engen Kurven… Ich war froh, dass ich nach dem Lunch gleich eine Tablette genommen habe. Die Aussicht war klasse.
Und es ist einfach faszinierend, wie sich der Bus durch diese engen Kurven oder auch die engen kleinen Steinbrücken schlängelt.
Nun sind wir in Donegal angekommen, wo wir zwei Nächte bleiben.