Irish Linen Museum in Lisburn

Heute haben wir an unserem letzten ganzen Tag in Irland das Irish Linen Museum in Lisburn besucht.

Leinen-Museum.
Leinen-Museum.

Das war einfach wunderbar. Ein sehr engagierter und kenntnisreicher Mitarbeiter führte uns durch die Ausstellung.

Als erstes (nach einem wunderbaren Leinenausfit aus der Kreation von Edel MacBride) sahen wir ein uraltes Stück Leinen aus dem Grab von Tutenchamun. Es ist unglaublich, wie fein das Leinen schon damals hergestellt wurde, und dass es all diese Zeit überdauert hat.

Leinen war früher ein Statussymbol, insbesondere wenn es fein gewebt und wenn es sogar mit Safran gefärbt wurde. Heinrich VIII verbat sich es an seinem Hof, das Iren oder sonst wer in seiner Gegenwart solche Kleidung trug.

Safran-gefärbtes Leinen.

Erst nach dieser Einführung gab es detaillierte Informationen über die Leinenproduktion an sich. Zuerst braucht man natürlich Flachs. Hat der Flachs geblüht und sind die Stengel vertrocknet, wird er geerntet. Dafür wird er nicht etwa abgeschnitten, sondern mit den Wurzeln aus der Erde gezogen. Die Halme werden zu Faserbündeln zusammengefasst, getrocknet. Dann folgt ein Vorgang der sogenannten Röste. Durch das Trocknen reisst die äußerere Schicht auf. Heute gibt es dazu andere Verfahren, aber früher wurden die Bündel über Tage in kaltes Wasser eingelegt. Dabei dringen Bakterien in die Struktur ein und brechen sie auf, so dass die Fasern verarbeitbar werden.

Leinenfaser zum Spinnen.

Die Flachsfasern werden dann vom restlichen Material getrennt. Die Langfasern werden fast wie Wolle kardiert und zu Strängen oder Bündeln zusammen gefasst, die dann versponnen werden können. Das Bündel wurde am Spinnrad befestigt und mit einem farbigen Band an Ort und stelle gehalten. Die Farbe des Bandes zeigte an, ob die Spinnerin verheiratet oder ledig war. Begehrt waren natürlich die Spinnerinnen, die das feinste Garn herstellen können. Im Museum bekamen wir eine kleine Demonstration zum Spinnen. Es sah nicht einfach aus. Die Spinnerinnen saßen meist draußen vor den Hütten, da eine hohe Luftfeuchtigkeit für die Verarbeitung von Flachs wichtig ist. Auch Hütten mit Lehmboden waren sehr geeignet. Das Leinenspinnen war jedoch sehr arbeitsintensiv und der Gesundheit nicht unbedingt zuträglich. Die Fasern verletzten die Finger, und der Staub wurde eingeatmet.

Feine Leinenfasern.

Nach der Garnproduktion folgte das Weben.

An der Leinenherstellung war in der Regel die ganze Familie beteiligt. Die Tochter spann, die Mutter behandelte das Garn, das gegebenenfalls gebleicht wurde, der Sohn bereitete das Garn fürs Weben vor und der Vater saß am Webstuhl.

Leinen hat wunderbare Eigenschaften und kann viel Feuchtigkeit aufnehmen. Es ist von Natur aus schmutzabweisend und flusenfrei. Im Übrigen sollte Leinen noch halbfeucht gebügelt werden.

Rechts unbehandeltes Leinen und links gebleichtes Leinen.

Seit ca. den 1960er Jahren ging die Leinenproduktion per Hand in Irland immer weiter zurück. Derzeit wird das Leinenweben nur noch im Museum vorgenommen, ungefähr drei Leute kennen sich dort noch mit dem Leinenweben aus. Diese Webstühle sind über 150 Jahre alt. Die dienen zum Jaquart-Weben von Leinen, es können also Strukturen im Tuch dargestellt werden. Hierfür muss zunächst ein Design erstellt werden, das dann auf eine Art Lochkarten übertragen wird. Als erstes wird dann ein Versuchsstück hergestellt, in dem das Muster mit einem farbigen Faden hervorgehoben wird, um es besser auf Fehler untersuchen zu können. Solche Versuchsstücke sind selten und daher sehr begehrt.

Webstuhl.
Webstuhl.
Jaquard-Weben.

Leinenkleidung ist mit hoher Wahrscheinlichkeit heutzutage industriell hergestellt. Leinen oder Halbleinen werden oft für Geschirrhandtücher verwendet und im täglichen Gebrauch ebenfalls nicht besonders beachtet. Das ist eigentlich schade, denn wenn man auf diese Geschichte zurück blickt, ist Leinen etwas sehr wertvolles.

Natürlich hatte das Museum auch einen kleinen Shop, in dem ich immerhin ein Geschirrtuch erstand. Ich werde nun das Abtrocknen mit besonderer Sorgfalt vornehmen und mich an diesen schönen Tag erinnern.

Wir fuhren weiter und hatten unseren Lunch in einem kleinen Cafe in diesem wunderbaren Garten.

Gartenimpressionen.

Dann ging es weiter zum Workshop und schließlich zurück nach Dublin, wo wir unser Abschluss-Dinner im Restaurant 1900 hatten.