Tokyo, 27. Oktober 2019
Heute ist mein letzter ganzer Tag in Tokyo. Da habe ich es mal ganz ruhig angehen lassen. Ich habe mir am Bahnhof eine Platzreservierung für den Narita Express morgen zum Flughafen besorgt und vorsorglich nachgeschaut, wo der abfährt, damit ich mit dem Koffer morgen hoffentlich nicht herumirren muss.
Anschließend war ich noch im Central Post Office, das sogar am Sonntag offen hat, und habe noch ein paar Postkarten auf den Weg gebracht.
Dann ging es in die East Gardens of the Imperial Palace.
Ich bin über das Ote-mon-Tor in die Gärten gekommen. Der Eintritt ist kostenlos. Es gibt aus Sicherheitsgründen lediglich eine Taschenkontrolle und man erhält eine Eintrittskarte aus Plastik, die man beim Verlassen des Gartens abgeben muss. Wahrscheinlich soll so verhindert werden, dass sich jemand im Garten versteckt, denn nachts ist er geschlossen.
Im oberen Teil des Gartens war einiges wegen Umgestaltung gesperrt. Unter anderem konnte ich den Obstgarten sehen. Der sah natürlich ganz anders aus als ein Obstgarten bei uns. Es gab viele verschiedene Sorten von Zitrusfrüchten, auch historische Sorten, die ich natürlich überhaupt nicht kannte. Das war überaus interessant.
Der untere Teil besteht aus einem formellen japanischen Garten. Diese Gärten sind ja meist recht klein. Trotzdem kann man unendlich viel Zeit darin verbringen, weil sie einen richtig entschleunigen. Es gibt so viele Blickpunkte, die man verpasst, wenn man nur durchrast. Geht man den selben Weg in umgekehrter Richtung, hat man wieder ganz neue Eindrücke. Es steckt so viel Überlegung dahinter, das ist faszinierend. Der Gartenteil wurde mal vor langer Zeit für einen Kronprinzen angelegt und ist wunderschön, auch wenn momentan eigentlich gar nicht viel zu sehen war. Die Herbstfärbung ist noch nicht da, und im Frühling und Frühsommer sind ganz andere Farben vorherrschend.
Wie immer, spielt das Element Wasser in einem japanischen Garten eine besondere Rolle. Hier in Form eines Teichs (mit den erstaunlichsten Goldfischen drin) und eines kleinen Wasserfalls.
Auf einer Bank habe ich alles auf mich wirken lassen und ein wenig Tagebuch geschrieben.
Dann ging es nach einem kleinen Picknick weiter zur Crafts Galery, die zum National Museum of Modern Art Tokyo gehört. Das MOMAT selbst hat gerade wegen Umbaus geschlossen. Aber auch die kleine Gallery ist sehenswert. Derzeit ist die Ausstellung „Japanese Bamboo Art from New York“ zu sehen. Dabei habe ich ganz viel hinzu gelernt. So wurde klar gestellt, dass Bambus unterschiedliche Eigenschaften hat, je nachdem in welchem Boden und in welchem Klima er wächst. Dadurch kann er beispielsweise unterschiedlich gut biegbar sein. Mir war nicht klar, wie fein man den Bambus spalten kann, um dann aus den dünnen Stäben gleichsam zu flechten oder zu weben. Es wurden zwei Filme über die Herstellung der Kunstwerke gezeigt; natürlich auf japanisch, aber dieses Mal haben die Bilder wirklich für sich gesprochen.
Nach diesem sehr interessanten Besuch bin ich zurück zum Bahnhof gelaufen – gegen den Strom der Jogger. Die Runde um den Palast ist eine sehr beliebte Strecke, weil sie 5 km misst und bei dem trockenen, warmen Wetter waren sehr viele Sportler unterwegs.
Einen voraussichtlich letzten Einkauf im Konbini, dem kleinen 24-Stunden-Laden in der Nähe des Hotels, habe ich noch erledigt. Nach dem Bezahlen musste ich ein Los ziehen und erhielt eine Packung Eiskonfekt. Das war irgendwie ein doch sehr krönender Abschluss meiner täglichen Einkäufe dort.
Zeit also ein kleines Fazit zu ziehen: Japan ist faszinierend aufgrund der vielen Gegensätze, die hier einfach nebeneinander stehen, ohne eine Sprengkraft zu entwickeln. Die Kultur ist äußerst spannend. Man ist zwar Analphabet, wenn man kein Japanisch kann, aber irgendwie geht es dann doch immer, zur Not mit Händen und Füßen. Ich hatte hier eine wunderbare Zeit, die völlig anders war als geplant, aber die mich sehr bereichert hat. Mich interessieren unbedingt noch andere Teile des Landes, vielleicht gibt es ja einen weiteren Besuch.
Nun heißt es aber erstmal Koffer packen.