Wellington, 01. November 2019
Heute war ich im Wellington Museum. Früher hieß es Museum of Wellington and of the Sea, was es irgendwie besser trifft. Es ist eine Sammlung von allen möglichen Dingen, die entweder mit Wellington oder der See oder beidem zu tun haben. Das sorgt für ein paar Stunden kurzweilige Unterhaltung. Es werden aber auch ernste Themen angesprochen, wie ein Fährunglück in den 1960er Jahren und die Diskriminierung anderer Bevölkerungsgruppen.
Meinen Lunch aß ich wieder unten am Hafen bei schönstem Sonnenschein. Es folgte eine Runde im Cafe des Te Papa.
Da es heute nicht so spektakuläre Programmpunkte gab, möchte ich mit ein paar Fotos illustrieren, wie in Wellington gebaut wird. Das ist für uns Flachland-Bewohner nämlich überaus bemerkenswert.
Wellington liegt in einer sehr hügeligen Gegend. Es geht steil hoch und runter, weswegen die Häuser in die Hügel gleichsam eingebaut werden. Hauptbaustoff für die Häuser ist Holz. Es sind in Wellington nämlich mehrere Besonderheiten zu beachten. Zum einen ist es natürlich wie der Rest von Neuseeland Erdbebengebiet. Also muss erdbebensicher gebaut werden. Wellington heißt auch „Windy Wellington“, weil es viele Stürme gibt. Der Wind vom Südpol kommt hier ungebrochen durch irgendwelche Landmassen an. Auch dem müssen die Häuser trotzen können. Es wird zwar nicht besonders kalt, und es gibt selten Frost. Aber es regnet viel und die Luftfeuchtigkeit ist durch das Meeresklima sehr hoch. Daher müssen die Häuser auch dieser Schwierigkeit trotzen. Und in diesem Punkt weist die traditionelle neuseeländische Bauweise noch Verbesserungspotential auf. Die Häuser werden nämlich in der Regel ohne Heizung gebaut. Das ist für uns völlig unvorstellbar. Wir fangen ja auch nicht erst an zu heizen, wenn die Temperaturen unter Null fallen, sondern weitaus schon vorher. Und zum anderen bekommt man ohne eine Wärmequelle die Feuchtigkeit nicht aus den Häusern. Erst in letzter Zeit ist vorgesehen, dass neu zu bauende Häuser eine Isolierung haben müssen. Diese Isolierung ist aber mit unseren Standards nicht zu vergleichen. Wenn überhaupt, dann gibt es in den Häusern kleine elektrische Heizkörper. Wer so etwas mal betrieben hat, weiß, dass es dann nur direkt vor der Heizung warm ist und es so gut wie keinen Speichereffekt gibt.
Viele Häuser sind auf Stelzen gebaut, um mit der bergigen Umgebung klar zu kommen und auch wegen der Erdbebensicherheit. Das hat zur Folge, dass unter dem Fußboden der Wind lang pfeifft und solche Häuser sehr fußkalt sind.
Die Umgebung führt auch dazu, dass manche Häuser sehr steile Zugangswege haben. Manche behelfen sich mit einer Art Fahrstuhl, andere sehen das als Fitnessstudio-Ersatz. Das zeigt sich letztlich auch in dem ewigen Trepp auf, Trepp ab auf den Wegen. Ich habe hier jedenfalls nach dem ersten Tag schon Muskelkater gehabt, was in Tokyo nie der Fall war.
Es ist also am besten, man kommt im Sommer nach Neuseeland. Aber wer käme schon auf die Idee, in unserem Sommer in den Winter am anderen Ende der Welt zu fahren?