Makarora, 14. November 2019 (Donnerstag)
Heute Nacht zog ein Sturm mit Starkregen durch. Es gab sogar einen Stromausfall, aber ab 3 Uhr war dann alles wieder hergestellt. Ich hatte praktischerweise am Abend zuvor eh schon meine Stirnlampe herausgesucht.
Frühstück gab es heute in der Unterkunft. Damit mussten wir uns ziemlich sputen, denn schon um 8:15 Uhr ging es los mit dem Beladen des Busses und unserer ersten Wandertour. Diese führte uns von Franz Josef selbst aus zu den Tartare Tunnels.
Diese Tunnel wurden von Pionieren errichtet, um aus der Tartare Schlucht Wasser nach Waiho zu transportieren. Die Inbetriebnahme erfolgte 1911. Mit dem Wasser wurde ein Hotel versorgt und das Pelton Rad in der Stadt erzeugte Elektrizität für ein Sägewerk tagsüber und die Siedlung nachts. Nach und nach wurden die Tunnel aber aufgegeben. Heute kann man dort mit etwas Glück glow worms sehen.
In die Tunnel selbst ging ich aber nicht mit, weil man dort von oben und unten nass wird. Ich wollte für die weitere Zeit lieber trockene Wanderschuhe haben. Die Aussicht dort war aber auch so schön.
Zurück von der Wanderung fuhren wir weiter zum Franz Josef Gletscher. Der Gletscher ist ca. 10 km lang und befindet sich auf der Westseite der Alpen. Er fließt über die steile Westflanke hinunter in den gemäßigten Regenwald.
Man kann von einem Parkplatz ein ganzes Stück bis in die Nähe der Gletscherzunge wandern. Für noch näheren Zugang braucht man einen professionellen Führer oder eine Helikopter-Tour. Unterwegs gibt es verschiedene Stellen, an denen Schilder markieren, bis wohin sich der Gletscher zu einem bestimmten Zeitpunkt erstreckte. Es ist sehr erschreckend, wie weit sich der Gletscher schon zurück gebildet hat. Man hat beinahe das Gefühl, dass er in zehn Jahren nicht mehr zu sehen sein wird. So schlimm ist es zwar nicht, aber ich habe gelesen, dass damit gerechnet wird, dass der Gletscher bis zum Jahrhundertende weitere 5 km an Länge und etwa 38% seiner Masse verlieren wird.
Den Weg zum Gletscher begannen wir im strömenden Regen, und die Kamera lagerte sicher und wassergeschützt im Rucksack. Als wir am Aussichtspunkt waren, klarte es aber auf, so dass ich doch noch ein paar schöne Fotos machen konnte.
Nach dieser Wanderung gab es erstmal Lunch, und es ging weiter mit dem Bus. Wir stoppten noch ein paar Mal vor unserem Tagesziel: einmal am Shipping Creek, wo man einen kleinen Rundweg laufen und den schönen Strand genießen konnte. Dabei musste man allerdings darauf achten, nicht von den sand flies aufgefressen zu werden. Am besten auch eingesprüht immer in Bewegung bleiben, weil man so schneller als die sand flies ist.
Als zweites stoppten wir bei einem schönen Wasserfall. Noch doller als der Wasserfall waren allerdings die vier Asiaten mit gehäkelten Amigurimi, die sich mit Selfiestick in einem minutenlangen Fotomarathon vor der Landschaft verewigten.
Schließlich kamen wir in Makarora an, einer kleinen Siedlung in den südlichen Alpen. Hier schliefen wir in Hütten, die komfortmäßig nur einen Schritt von Zelten entfernt waren. Zumindest meine war mangelhaft sauber, und ich war froh, dass es am nächsten Morgen weiter gehen sollte. Außerdem gab es kein WLAN, kein Handysignal, kein Fernsehen (schaue ich eh nicht) und kein gar nichts. Da bliebt nur noch Lesen übrig.
Der Tag war wieder sehr erlebnisreich mit schönen Wanderungen und vielen Eindrücken.