Queenstown, 20. November 2019 (Mittwoch)
Wir verfolgten heute den ganzen Tag die Updates der Straßenbehörde mit großem Interesse.
7:30 Uhr. Immer noch Lawinengefahr. Nächstes Update um 09:30 Uhr.
Um 8 Uhr gab es Frühstück. Bevor wir Pläne für den Tag machten, wollten wir abwarten, was das nächste Update bringt und ob wir möglicherweise die Weiterfahrt starten konnten. Daraus wurde nichts.
9:30 Uhr: Immer noch Lawinengefahr, die Arbeiten dauern an. Nächstes Update um 12 Uhr.
Ich lief am Fluß entlang zum Cafe in Milford, in der Hoffnung, dass es heute geöffnet ist. Einfach nur, um ein Ziel zu haben. Unterwegs traf ich eine der beiden Schwestern, und so gingen wir den Weg zusammen und entdeckten die ersten Blüten des Weihnachtsbaumes der Südinsel.
12:00 Uhr: nichts neues, nächstes Update um 15 Uhr.
Es gab Lunch und dann eine weitere Bootstour auf dem Milford Sound. Dieses Mal führen wir mit einem weitaus kleineren Schiff, da die anderen keine Touren machten bzw. teilweise auch Treibstoffmangel herrschte. Als erstes machten wir wieder die Tour durch den Sound, die es im Prinzip ja schon am Tag davor gab. Aber bei anderem Wetter und Licht sieht der Sound jedes Mal anders aus. Und es gibt immer neue Dinge zu entdecken. Auch heute sahen wir Pinguine am Ufer, dieses Mal aber auch im Wasser.
Dann setzte uns das Schiff am Discovery Center ab. Dort bestiegen wir Kajaks, mit denen wir dann Harrison Cove erkundeten. Und da gab es eine Menge zu sehen: Baumlawinen, die Mündung eines Gletscherzuflusses, einen Strand, Pinguine, die umliegenden Berge. Unser Guide gab uns viele Infos zu allem, was wir sehen konnten. Die Sonne kam heraus, und so sahen wir die Umgebung auch mal im Licht. Das Kajak fahren ging viel besser, nachdem ich die richtige Technik kannte. Nach einer Weile ging es wieder zurück zum Discovery Center. Kurz bevor wir anlegten, sprang vor unserem Bug eine junge Robbe durchs Wasser. Sie tauchte ganz spielerisch eine Weile um unser Kajak herum und verschwand dann wieder. Das war ein tolles Erlebnis! Ich habe beim Kajak fahren die Kamera und das Handy im Trockenen gelassen, daher gibt es keine Fotos.
Anschließend ging es in den unteren Bereich des Discovery Centers, der ein umgedrehtes Aquarium ist. Hier sitzen wir drinnen, und die Fischen schauen rein. Das war sehr interessant. Da es draußen sonnig war, hatten wir viel Licht und konnten somit auch viel Leben im Wasser entdecken: viele Fische, Seeanemonen, Muscheln, Seegurken, Schnecken, Kleinstlebewesen und Wasserpflanzen. Die Fjorde verfügen über ein ganz besonderes Klima. Das Wasser ist sehr kalt durch die Gletscherzuflüsse und es ist relativ dunkel, weil die Felsen so hoch sind und die Sonne so selten scheint. Daher leben hier Pflanzen und Tiere, die man sonst in viel tieferen Wasserschichten findet.
15:00 Uhr: nichts neues, nächstes Update um 17 Uhr.
Das Boot brachte uns sicher wieder zurück in den Hafen, wo wir mit unserem treuen Bus Api abgeholt wurden und kurz in die Unterkunft zurückkehrten.
17:00 Uhr: Es gibt eine Straßenöffnung für einen Convoy um 18 Uhr
Mein Internet setzte kurz vor 17 Uhr aus. Aber ich brauchte die neuesten Nachrichten gar nicht abzurufen. Ich wusste auch so Bescheid, weil ganz plötzlich Leben in die ganze Lodge kam. Alles, was konnte, machte sich auf. In der Lodge blieb wohl nur ein einziger Gast. Auch wir packten in Windeseile alles ein und fuhren los. Am Startpunkt des Convoys warteten schon viele andere Fahrzeuge, ungefähr 50 vor uns und mit Sicherheit noch 20 nach uns. Milford muss nach der Abreise wirklich zu einer Art Geisterstadt geworden sein.
Nach 18 Uhr setzte sich der Convoy in mehreren Teilgruppen in Bewegung. Es fuhr jeweils ein offizielles Fahrzeug der Straßenbehörde voraus, welches das Tempo vorgab. So ging es dann durch die Lawinenzone bis zum Tunnel, durch diesen hindurch und ohne Anführer dann durch die Lawinenzone hinter dem Homer Tunnel. Wir sahen auf der Strecke viele Schneeabgänge, ob nun natürlich oder durch Sprengung herbei geführt, ließ sich nicht sagen. Aber die Verzögerungen hatten schon ihren Grund.
Wir waren sehr froh, aus der Gefahrenzone herausgekommen zu sein. Hinter dem Convoy wurde die Straße wieder geschlossen, hinein durfte niemand.
So fuhren wir in zwei Stunden bis Te Anau. Eigentlich sollten wir hier übernachten. Aber unsere Unterkunft hatte nichts mehr frei, weil nun dort die Leute festsaßen, die in den Milford Sound hineinfahren wollten und nicht weiter kamen. Also erneute Planänderung.
Zunächst sahen wir uns schnellen Schrittes im Bird Sanctuary von Te Anau unter anderem den Takahe an. Der Takahe ist ein einheimischer, flugunfähiger Vogel Neuseelands, der als ausgestorben galt und der 1948 wieder entdeckt wurde. Insgesamt gibt es eine Population von etwa über 300 Vögeln, zwei davon leben im Bird Sanctuary. Der Takahe erfüllt die Rolle eines Gras fressenden Tieres, halt in Neuseeland in Form eines Vogels.
Dann ging es weiter nach Queenstown, wo es noch freie Hotelzimmer gab. Das bedeutete zweieinhalb weitere Stunden Fahrt. Wir machten das beste daraus, holten etwas zu Essen ab, legten Musik auf und ab ging’s. Wir freuten uns alle auf Queenstown und die Zivilisation. Dort kamen wir dann kurz nach 23 Uhr an. Um 23:30 Uhr lag ich müde, aber zufrieden im Bett. Was für ein Abenteuer-Urlaub!