Meine Nacht war recht unruhig. Erst gab es viel Lärm aus dem Pub. Und als es draußen dunkel war, erhellte die Straßenlaterne direkt (!) neben meinem Fenster den Raum. Aber kein Problem. Fürs Frühstück musste ich eh selbst sorgen, weil es beim Bugle Coaching Inn seltsamerweise und für die UK absolut unüblich nicht im Preis der Übernachtung enthalten war. Frühstück wird in der Unterkunft durchaus serviert: aber erst später und dann zu gesonderten Preisen. Ich bin da ganz praktisch veranlagt und machte mit einen Obstsalat aus meinen Vorräten, der mit Yeo Valley Kefir aus dem Shop nebenan angerichtet wurde. Honig drüber und alles ist gut.
Im Shop erstand ich auch noch einiges für meine Lunchbox und einen Schwamm. Ja, einen Schwamm. Ich hatte die Hoffnung, dass es die schmerzende Stelle an meinem linken Unterschenkel abpolstern könnte. Leider half es nur mäßig.
Um kurz nach 8 Uhr lief ich los. Aus Yarmouth heraus, über die Brücke und durch den Fort Victoria Country Park. Hier gab es wunderbaren Wald und gute Wege. Hinauf ging es zu einem Aussichtspunkt, von wo aus ich bis zu Hurst Castle auf der anderen Seite des Solent schauen konnte.
Durch die Ortschaft Colwell ging es wieder zurück an die Küste bis Totland. Hier war der Pfad mal wieder unterbrochen. Die Umleitung war zum Glück recht gut ausgeschildert. Immer weiter hinauf ging es, schließlich auf Land des National Trust, bis auch schon Alum Bay in Sicht kam.
Wunderschöne Klippen, ein erster Blick auf die Felsformation The Needles, getoppt mit einem Amusement Park.
Das war mir eindeutig zu viel Rummel, hatte aber auch seine Vorzüge. Zum Beispiel gab es hier endlich ein Softeis, ein ganz schlichtes, traditionellem getoppt mit einer 99 Flake. Endlich! Es war zwar noch vor dem Lunch, aber man muss die Softeise nehmen, wie sie kommen. Das habe ich gelernt.
Der Coastal Path schraubte sich abermals höher,
hinauf zur Old Battery, welche auf der äußersten, westlichen Spitze der Klippen steht.
Danach ging es Richtung Osten, zu den High Down. Nun war höchste Zeit für Lunch. Da keine Bank in Sichtweite war, suchte ich mir ein relativ windgeschütztes Plätzchen hinter etwas Gorse und machte Pause. Ein wunderbarer Ausblick!
Danach konnte es weiter gehen und zwar hinauf zum Tennyson Monument.
Dieses Kreuz steht an der höchsten Stelle der High Down und ist dem Dichter Tennyson gewidmet, der hier oft spazieren ging, weil er die frische Luft so schätzte. Hier hat er zudem ein berühmtes Gedicht geschrieben, „The Charge of the Light Brigade“.
Von hier aus ging es hinunter nach Freshwater
und dort ein Stück an der Straße entlang. Leider sah ich erst später an den öffentlichen Toiletten, dass es direkt an der Abbiegung auf die Straße einen Tearoom gegeben hätte. Der war sinnvollerweise erst später ausgeschildert. Naja, dann eben nicht.
Nun kam die nächste Umleitung, dieses Mal richtig ernsthaft. Es ging nämlich auf der anderen Seite der Küstenstraße hoch, höher und am höchsten, alles über den Golfplatz. Ich habe da natürlich immer Sorge, einen Ball an den Kopf zu bekommen. Die Steigung war eine ganz schöne Herausforderung. Schließlich traf die Umleitung bei Compton Chine wieder auf den Coastal Path zurück. Schön, mal wieder auf der Route zu sein.
Kurz vor dem Parkplatz am Hanover Point machte ich noch eine kleine Pause, unter anderem um mich erneut mit Sonnencreme einzuschmieren. Kurz vor dem Parkplatz war zur Abwechslung mal die Straße gesperrt. aber nur auf dieser Seite, von der anderen Richtung konnte man wunderbar auf den Parkplatz fahren. Hier stand sogar ein Softeis-Van.
An Brook vorbei lief ich oben auf den Klippen weiter, immer weiter, und genoss die wunderbare Aussicht nach vorne und auch zurück.
Meine Füße wurden immer müder, aber bis Chilton Chine musste ich noch. Auf der Chilton Farm liegt nämlich meine Unterkunft für heute Nacht.
Mit der bin ich wieder nicht sonderlich zufrieden. Die B&B Zimmer sind in einem eigenen Gebäude untergebracht, einem umgebauten Stall. Das ist an sich nicht verkehrt, das hatten wir schon in sehr schönen Versionen, aber diese ist doch eher sehr einfach und eben leider auch versponnen. Auch hier merke ich wieder, dass die Rezession und der Brexit sich auswirken. Dieses Mal gibt es ausschließlich schwarzen Tee und überhaupt keine Kekse. Zum Glück habe ich mir heute früh im Yarmouth Shop noch ganz besonders leckere der Isle of Wight Biscuit Company gekauft.
Und zur Krönung ist schon seit einer Woche das Internet ausgefallen. Also zog ich meine Schuhe wieder an, lief ein paar hundert Meter zurück zum Coastal Path und machte noch einen Besuch bei Isle of Wight Pearls, die ein nettes Cafe haben und zwar mit freiem WLAN. Wie praktisch. Die Bedienung machte mich mit einem Decaf Flat White sehr, sehr glücklich, und um unauffälliger Zeit überbrücken zu können, trank ich auch gleich noch ein Elderflower Cordial. Ich brauche eh noch eine Menge Flüssigkeit heute. Bei 20 Grad habe ich doch ziemlich geschwitzt, insbesondere bei den von mir ungeliebten Steigungen.
Nach einer ganz fixen Dusche und trocken Blog schreiben (ohne Bilder) geht es nun ins Bett. Ohne Internet hat man echt nichts mehr zu tun als zu lesen und zu schlafen.
Insgesamt: 27 km (erneut durch die Umleitungen, es sollten 22 km sein), 6 Stunden, 45 Minuten.