Leider habe ich heute Nacht nur etwas mehr als vier Stunden geschlafen. Zu viel ging mir schon wieder durch den Kopf. Auch Lesen hat nicht geholfen.
Die Morgenstunden nutzte ich zum Karten schreiben und für die sonstige Kommunikation.
Nach so einigen Tassen Tee gab es dann endlich Frühstück. Ich habe mir noch einmal den leckeren Lachs ausgesucht.
Die Sonne lockte mich direkt nach dem Frühstück an die frische Luft. Da meine restlichen Pläne noch ein wenig Zeit hatten, lief ich an der Strandpromenade zum Egypts Point und noch ein Stückchen weiter, da ich schon mal dabei war.
Nachdem ich umgedreht hatte, entdeckte ich auf dem Rückweg diese Artisan Bakery. Das sah alles verführerisch aus!
Dann war ich bereit für meinen Ausflug nach Newport. Die Stadt liegt im Inneren der Insel, und da bin ich bisher noch gar nicht hingekommen. Also wartete ich neben diesem schönen Briefkasten (errichtet während der Regierungszeit von Elizabeth II., erkenntlich an den Buchstaben E II R)
auf den Bus Nummer 1, der mich direkt und ganz praktisch dorthin fuhr. Da ich mich sehr bemühe, mein Englisch zu praktizieren, sagte ich ganz höflich zum Fahrer beim Einsteigen „I would like to go to Newport.“, woraufhin er trocken erwiderte „Me as well.“. Hintergrund ist, dass das Busfahren hier immer 2 GBP kostet, egal wie weit die Strecke ist. Ich hätte also nicht zu sagen brauchen, wo ich hin möchte. Aber ich will doch mal mit den Leuten sprechen!
In Newport ging ich zunächst ein wenig bummeln und schlenderte dann zur Newport Roman Villa.
Bei Feldarbeiten hat man nämlich vor einiger Zeit (1926) erst ein paar Kacheln und dann die Überreste einer römischen Villa gefunden. Bei den Ausgrabungen hat man dann erstaunliches frei gelegt, nämlich die Überreste von Baderäumen und einem Korntrockner. Teile der Mauern sind immer noch nicht untersucht.
Es gab einen kleinen Rundgang, einen schönen Garten
und einen ganz, ganz kleinen Shop.
Ein wenig schlauer lief ich wieder zurück zum Stadtzentrum von Newport und kam an diesem Laden vorbei, in dem es viel loses Obst und Gemüse gab, in der UK eine Seltenheit. In den Supermärkten ist in der Regel alles in Plastik gehüllt und meist in Großpackungen, so dass man als Alleinreisende bei der Selbstversorgung kreativ werden muss.
Ich schaute mir das Zentrum an, bummelte durch ein paar Läden und kehrte in einem traditionellen Tearoom mit dem NamenGod’s Providence House
gegenüber dem Newport Minster ein.
So gestärkt konnte ich die Rückfahrt antreten und bekam im Doppeldeckerbus einen Sitzplatz ganz oben vorne. So richtig schön Touri-mäßig.
Zurück in Cowes setzte ich mich am Hafen auf eine Bank und strickte an meiner Socke weiter, bis mir zu kühl wurde. Dann bummelte ich noch durch ein paar Läden, wurde fündig,
machte letzte Einkäufe bei Sainsburys und Coop
und kehrte in mein schönes Zimmer zurück.
Heute packe ich um (die Opinells müssen nun wieder im Koffer verschwinden), gehe duschen und früh ins Bett in der Hoffnung auf mehr Schlaf.
Es war eine erholsame Woche hier auf der Isle of Wight. Der Coastal Path ist wunderschön, wenn und solange man auf ihm drauf ist. Die Landschaft ist toll, die Leute freundlich und zu sehen gibt es genug. Ich habe lange noch nicht alles geschafft.
Auf dem Wanderweg bin ich insgesamt in den fünf Tagen 127 km gelaufen. Ettliche weitere kamen noch hinzu. Das finde ich für fünf Wandertage gar nicht schlecht. Fünf Wundertage.
Letztlich ist der Weg ein Gleichnis auf das Leben an sich gewesen: Man kommt vom direkten Weg ab, findet aber wieder zurück. Geradeaus geht es nicht weiter, und man muss sich eine Alternative überlegen und einen Umweg laufen. Manchmal landet man in einer Sackgasse und muss wieder ein Stück zurück gehen. Aber man bleibt nicht stehen und weint. Oder wenn doch, dann nur kurz. Und dann geht es immer, immer weiter. Mal alleine, aus eigener Kraft, mal mit Unterstützung von vertrauten oder unbekannten Menschen. Aber irgendwie läuft es und man immer weiter, bis man an das nächste Ziel gelangt.
Ich bin ein wenig traurig, dass sich dieser Urlaub dem Ende entgegen neigt. Aber der nächste kommt bestimmt. Und noch ist er ja auch nicht ganz vorbei.