Heute früh gab es weiterhin Internetprobleme im Hotel. Das fing schon gestern Abend an. Ohne Internet geht gar nichts mehr. Zum Glück hatte ich zuvor schon nach der Bahnverbindung geschaut. Spontan entschied ich mich, den ganz frühen Zug zu nehmen. Fürs Frühstück sorgte ich heute selbst.
Kurz nach 6:30 Uhr lief ich los zum Bahnhof. Auf Gleis 5 wartete schon die kleine Moselweinbahn, deren Strecke ganze vier Stationen umfasst.
Am Endbahnhof von Traben-Trarbach stieg ich aus und wanderte durchs schöne Zentrum von Traben, hinunter zur Mosel und über die Moselbrücke.
Auf der anderen Seite liegt Trarbach, aber das war nicht mein Ziel. Statt dessen ging es gleich den Hang hoch hinauf zur Ruine der Grevenburg.
Erst führten Serpentinen hinauf,
schließlich gelangte ich auf den Franzosensteig.
In der Anleitung meines Veranstalters fand sich der ausdrückliche Hinweis, dass der Franzosensteig nur für geübte, äußerst trittsichere Wanderer geeignet sei, und es höchst gefährlich sei, teilweise nur eine Seilsicherung vorhanden usw. Da ich nicht schwindelfrei bin, hatte ich mich gefragt, ob ich nicht lieber die Umleitung gehen soll. Aber da sich bei mir eine gewissen Müdigkeit hinsichtlich Umleitungen einstellt, wollte ich erstmal sehen, wie es denn tatsächlich vor Ort ist. Eine gute Entscheidung, denn es war nicht weiter schlimm.
Der Weg führte an der Hangkante entlang,
an Starkenburg vorbei. Ab und an lichtete sich das Grün, dann gab es wunderbare Ausblicke auf die Mosel.
Noch lag Nebel über den Hügeln, der sich aber bald schon auflöste.
Schnell war die Strecke bis Enkirch geschafft.
Ich stieg hinunter in den malerischen Ort und machte einen Abstecher ins Tourismus-Büro, wo ich ein paar Postkarten kaufte und das kostenlose WLAN nutzte, um ein paar Nachrichten abzusenden.
Hier fand sich auch dieser wunder-same Weinautomat.
Hinter Enkirch ging es hoch in die Weinberge. Der Moselsteig lief eine Weile parallel mit einem Weinbaulehrpfad.
Mich als Anti-Alkoholikerin muss das so verwirrt haben, dass ich ausgerechnet hier vom rechten Weg abgekommen bin und das überhaupt nicht gemerkt habe.
Dann kam es mir aber komisch vor, dass keine Hinweise mehr kamen. Zum Glück konnte ich auf der praktischen App gleich sehen, wie ich wieder auf den Pfad der Tugend zurück finde, ohne wieder umkehren zu müssen. So war ich ganz fix wieder auf meinem Moselsteig.
Schließlich war es höchste Zeit für eine Pause, behütet an einer kleinen Kapelle.
Weiter ging’s, und der Weg zog sich ein wenig. Und ein wenig mehr. Inzwischen war es ordentlich warm.
An Burg vorbei kam schließlich Reil in Sicht.
Hier führten Serpentinen die Weinberge hinunter. Über die Brücke ging es in den Ort und schließlich zum Bahnhof. Schon nach zehn Minuten kam mein kleiner Zug, der mich zurück nach Bullay brachte. Das war Glück, denn er fährt nur einmal in der Stunde.
In Bullay lief ich zu Edeka, kaufte ein wenig ein, lief hinunter an die Mosel, wo ich ausgiebig trank, aß und ausruhte.
Schließlich ging es zurück ins Hotel. Mein Bett war zwar gemacht, aber auf dem Fußboden fanden sich immer noch Brösel, Sand und Steinchen. Da reichte es mir. An der Rezeption fragte ich ganz freundlich nach einem Staubsauger oder Besen. Daraufhin kam die Verantwortliche mit und sah ein, dass das nicht in Ordnung war. Sie betätigte den Staubsauger, der sich ob dieser ungewohnten Anstrengung prompt zerlegte, so dass sie mit dem Wischmop nachbessern musste. Das habe sie alles irgendwie übersehen… Hmhm. Na klar.
Nach dem Abendessen lege ich nun die Füße hoch und stimme mich mental auf die nächste Etappe ein: länger, höher, weiter. Schauen wir mal.
Etappe:
18,09 km, 4 Stunden 51 Minuten
652 m Anstieg, 610 Meter Abstieg, maximale Höhe 423 Meter.