Meine Nacht war nicht so gut: unterbrochen, kurz und zwischendurch war ich desorientiert. Irgendwie scheint mich der Stress der letzten Wochen einzuholen.
Also begann ich den Tag ganz ruhig mit einem gemütlichen Frühstück. Dabei bildete ich mich gleichzeitig für das sommerliche Einkochen fort.
Nach dem Essen habe ich es tatsächlich geschafft, den Espressokocher zum Laufen zu bringen. Zwar habe ich die vorherige Reinigung nicht geschafft, wie beschrieben. Aber immerhin kam leckerer Espresso aus der Wundermaschine.
Da das Wetter gut aussah, machte ich mich gegen 7:30 Uhr auf die Fahrt nach Riedenburg. Dort parkte ich wieder auf dem Großparkplatz, schulterte den Rucksack und los ging es mit einer Rundwanderung.
Am Main-Donau-Kanal entlang wanderte ich bis Einthal. Unterwegs sah ich ein Reh. Ich blieb auf dem breiten Weg unten, weil ich keine Lust auf weitere Zecken-Begegnungen hatte. Über die Brücke ging es hinüber auf die andere Seite, ins Dorf Nusshausen. Dort führten zwischen Häusern Stufen steil nach oben.
Aber kein Vergleich mit den Aufstiegen in den Weinbergen an der Mosel. Um 8:50 Uhr hatte ich mein Etappenziel erreicht, Schloss Prunn.
Ob es nun tatsächlich ein Schloss ist oder nicht doch eher eine Burg, oder eine solche zumindest war, sei mal dahin gestellt. Die Bayerische Schlösserverwaltung hat dem Gemäuer jedenfalls den Titel Schloss verliehen.
Ich wollte gerne rechtzeitig zur Öffnung und ersten Führung da sein, und das klappte prima.
Wie erhofft, war es zu dieser frühen Stunde noch nicht so voll. Gar nicht voll. Ich war die einzige Besucherin und bekam eine VIP-Führung ganz für mich alleine. In die Burg darf man nämlich nur mit Führung, und so konnte ich alles ganz intensiv anschauen und alle meine Fragen stellen. Fotos durfte ich drinnen leider keine machen.
Der freundlich Mitarbeiter führte mich durch die Räume und die Geschichte der Burg. Der älteste bekannte Besitzer war Wernherus de Prunne, der mitsamt seiner Burg 1037 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die Burg befand sich im Laufe der Zeit im Eigentum verschiedener Adelsfamilien, 1672 wurde sie an die Jesuiten verkauft, später an die Johanniter. Leider verschlechterte sich der Zustand des Gebäudes zusehens, so dass die Johanniter darüber nachdachten, die Anlage vollständig aufzugeben. 1827 setzte sich König Ludwig I. von Bayern in der Epoche der Romantik für den Erhalt der Burganlage als historisches Denkmal ein, indem er Sicherungsarbeiten durchführen ließ. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten weitere Instandsetzungsmaßnahmen.
1946 kam die Burg in den Besitz der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Sie ließ 1950/51 Restaurierungsarbeiten durchführen. Dabei wurden spätgotische Merkmale wiederhergestellt und zahlreiche Bauelemente aus der Zeit des 19. Jahrhunderts entfernt. In der Zeit von 2007 bis Mai 2010 wurde die Anlage für rund 2,7 Millionen Euro vom bayerischen Staat saniert.
Die Burganlage befindet sich auf einem Felsplateau und wurde geschickt in dieses hinein gebaut. Den Fels, den man für den Burggraben entfernte, konnte man gleich als Baumaterial einsetzen. So sparte man nicht nur Kosten, sondern auch lange Wege.
Eine besondere kulturelle Bedeutung hat die Burg auch: 1567 oder 1569 fand Wiguleus Hund, Humanist und Geschichtsschreiber Herzog Albrechts V. von Bayern, auf der Burg eine Pergamenthandschrift des Nibelungenliedes und der Klage, den sogenannten Prunner Codex, und schenkte sie 1575 seinem Arbeitgeber. Die Handschrift (BSB-Hss Cgm 31) befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Man kann den Codex wohl auf der Website der Bibliothek auch online einsehen, ich habe es aber nicht ausprobiert. Vor Ort wurde eine Nachschrift der ersten beiden Seiten ausgestellt, die ein Mitarbeiter kunstvoll mit Originalmaterialien erstellt hat. Sehr, sehr schön und prunkvoll sah das aus.
Um einiges schlauer lief ich zurück nach Riedenburg, wo ich noch Postkarten und Lebensmittel kaufte.
Unterwegs kam ich an einer Station des Archäologie Parks Altmühltal, und zwar der Opferplattform,vorbei.
Dann ging es zurück nach Hause.
Nach dem Lunch
begann es ausgiebig zu regnen, was überhaupt nicht angesagt war. Ich war richtig froh, den Vormittag so gut genutzt zu haben. Da ich draußen wahrlich nichts verpasste, konnte ich in Ruhe duschen und Haare waschen.
Nun stricke ich an meinem UFO-Shawl von Stephen West, lese die Zeit und überlege mir, was ich an den kommenden Tagen noch gerne machen möchte.
Dinner und Nachtisch gab es später auf dem Balkon. Die Sonne kam wieder heraus.
Wanderung:
13,13 km, 3 Stunden 3 Minuten
Anstieg: 139 m Abstieg: 116 m, maximale Höhe: 460 m