Ein Abend und eine Nacht ohne Internet sind auch mal erholsam. Da es nichts weiter zu tun gab, war ich früh im Bett und habe viel gelesen.
Gestern Abend hatte ich noch einmal mit der Vermieterin gesprochen und ihr gesagt, dass ich schon vor 8 Uhr loswandern möchte und daher für mein Frühstück selbst sorgen werde. Sie gab mir netterweise noch Cerial und eine große Portion Milch, so dass das zusammen mit Energieriegel und Obst kein Problem war.
Die Wanderung startete mit einer Ehrenrunde, denn kaum war ich unten bei den Isle of White Pearls, von wo der Weg wieder an die Küste gehen sollte, sah ich das Umleitungsschild, das mich noch einmal zurück zur Farm führte. Prima. Das hätte mir auch irgendwie mal jemand gleich sagen können. Letzten Endes war es gut, denn ich entschloss mich, von den Wanderstiefeln auf die normalen Outdoor-Schuhe umzusteigen, weil mir das linke Bein wirklich bei jedem Schritt so weh tat, dass mir nach den paar Metern schon schlecht war. Mit den anderen Schuhen hatte ich zwar weniger Schmerzen, dafür aber leicht nasse Füße, da sie nicht mehr so richtig wasserdicht sind. Aber offenbar kann man nicht alles haben.
In der Nähe von Brighstone ging es endlich auf den Coastal Path zurück, aber zunächst durch dieses liebevoll dekorierte Gate.
Der Tag stand heute leider ganz im Zeichen von Wegsperrungen. Alle Nase lang ging es nicht mehr weiter. Manchmal gab es ein Schild mit Pfeilen zur Umleitung, die aber nicht immer wieder zurück auf den Pfad führten, sondern manchmal mittendrin aufhörten. Manchmal gab es eine Anleitung, die ich mir jeweils abfotografiert habe, weil ich mir die Zahlen der Wege nur schlecht in dieser Masse merken kann.
Leider fanden sich die Kennzahlen an den späteren Wegweisern nicht immer wieder. Manchmal ging es zurück auf die Straße, die sehr schmal, sehr uneinsichtig, sehr befahren und daher ziemlich gefährlich war. Abgesehen von langweilig. Manchmal durfte man sich auch selbst was ausdenken. Das war auf die Dauer frustrierend. Der Coastal Path ist wunder-wunderschön, wenn man drauf ist.
Aber die Beschilderung und Informationspolitik sind wirklich eine Katastrophe und können den Spaß am Wandern etwas mindern. Das ging nicht nur mir so, sondern auch zwei Wanderinnen, die in der anderen Richtung unterwegs waren und mit denen ich mich kurz unterhalten habe. So konnten wir uns wenigstens über die nächsten Umleitungen austauschen.
Am Parkplatz bei St. Catherine’s Hill machte ich Lunchpause.
Eine schöne Aussicht, aber nach einem Weilchen wurde mir kühl, daher aß ich den Rest im Laufen. Just als ich los ging, kam ein Softeis Van auf den Parkplatz. Aber heute war das Wetter eher bedeckt und kühl, da hatte ich keine Lust auf Eis. Eigentlich sollten auch noch mehrere Tea Rooms kommen. Aber entweder waren sie geschlossen oder nicht mehr vorhanden oder doch woanders…
Der Weg führe am St. Catherine’s Point mit Leuchtturm vorbei.
Weiter ging es auf dem Pfad nach St. Lawrence. Hier machte ich einen unfreiwilligen Abstecher den Berg hinunter, den Schildern folgend… die dann aufhörten… also den Berg wieder hinauf… Dann kam später die Info, dass ganz große Teile unten gesperrt sind. Danke. Hätte man echt nicht besser machen können.
Hinter St. Lawrence gab es eine Umleitung durchs Grüne. Hinunter zum Steephill Cove.
Wunderschön. So ging es nach Ventnor hinein. Gerade als ich dachte, dass es jetzt wohl wieder besser flutschen wird, kam die nächste Sperrung, dieses Mal ohne Info und Alternative. Da habe ich echt die Lust verloren.
Bis zum Etappenziel nach Shanklin wären es noch mindestens fünf bis sechs Kilometer gewesen, wenn und falls denn der Pfad durchgehend geöffnet wäre. Bis hierhin hatte ich schon drei Kilometer mehr als die Gesamtstrecke sein sollte absolviert. Mit den zusätzlichen Kilometern wäre ich deutlich über 30 km gekommen. Das war mir doch zu viel, zumal am Nachmittag Regen aufziehen sollte.
Ich bin daher in Ventnor zur High Street abgebogen und habe einen Bus ausfindig gemacht, der bald kam und mich in einer halben Stunde nach Shanklin brachte. Ein sehr netter Mann hinter mir fand für mich heraus, wo ich aussteigen musste und wie ich zur Unterkunft zu Laufen hatte.
Heute Nacht schlafe ich im Grange B&B. Man könnte auch sagen Strange B&B, weil der Typ, der mich einwies, sehr sehr seltsam war. Das Zimmer ist das kleinste, das ich jemals gesehen habe. Wenn es dafür wenigstens nicht so viele Spinnen hat… Aber besonders sauber ist es auch nicht.
Ich ging noch einmal los zum Coop, um für heute und morgen zu sorgen, denn morgen sollte es wieder erst nach 8 Uhr Frühstück geben. Ich habe dann dankend abgelehnt. Nun soll ich dann wohl unterm Strich was mitbekommen. Mal sehen, was das überhaupt sein wird. Ich habe jedenfalls schon mal vorgesorgt.
Zudem erbat ich mir noch einen elektrischen Heizlüfter, da das Zimmer eisekalt war.
Durch die vielen Umleitungen und die damit verbundenen Schwierigkeiten sind die Tagesetappen erheblich länger, und auch das Wandern dauert länger, weil ich andauernd mit Wanderführer, Karte und Google checken muss, was ich am Besten mache. Insofern muss ich spätestens um 8 Uhr loslaufen, um überhaupt genug Zeit zu haben. Bisher habe ich nicht geschafft, mir unterwegs am Rande etwas anzusehen und konnte beispielsweise heute nicht in den Botanical Garden in Ventnor. Das ist gerade nicht so ganz erfüllend. Aber gut, heute ist der dritte Wandertag. Der dritte Wandertag ist immer mein schlechtester. Am ersten Tag bin ich voller Freude, am zweiten Tag tut mir zwar schon was weh, aber ich bin noch vom Erfolgserlebnis des ersten Tages geflasht. Und am dritten Tag setzt die Realität ein…
Nach dem Essen ging es mir ein wenig besser. Zum Nachtisch gab es Heidelbeeren mit Yeo Valley Joghurt und Honig sowie Fugde. Das hat mich aufgezuckert… äh aufgemuntert.
Insgesamt: 27 km bis Ventnor (statt 24 km Gesamtstrecke, wären also mindestens 33 km gewesen, wenn der Coastal Path nicht noch an anderer Stelle gesperrt ist) und 6 Stunden, 45 Minuten
weiterer Gang in Shankling: 2 km.