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Eshaness, zwei Mal

Am Mittwoch sah das Wetter wunderbar aus. Noch vor dem Frühstück machte ich einen kleinen Rundgang durch Hillswick. Hillswick liegt im Nordwesten von Shetland Mainland und ist beschaulich. Außer dem Hotel gibt es einen kleinen Shop mit Post Office, Briefkasten und Tankstelle und eine wunderbare Aussicht.

Aussicht vom Hotel aus.

Das Wasser ist der Atlantik und nicht etwa irgendein Loch.

Blick auf den Atlantik.

In Hillswick gab es einige schöne Gärten und einen richtigen Gemüsegarten. Dies war das erste (und einzige) Hochbeet, das ich auf Shetland gesehen habe. Man bemerke, dass es hinter einer Mauer liegt und im Windschatten des Polytunnels. Ganz erstaunlich. Andernorts wurde das Gemüse hauptsächlich in Kuhlen angebaut, um es vor dem immer währenden Wind zu schützen.

Hochbeete in Hillswick.

Hier befindet sich das Hillswick Wildlife Sanctuary, das ich leider nicht besuchen konnte, weil wir stets außerhalb der Öffnungszeiten wieder im Ort waren. Aber zwei Damen aus unserer Gruppe, die wegen Krankheit nicht alle Wanderungen mitmachen konnten, waren dort und erzählten von den beiden Baby-Seehunden, die gerade aufgepäppelt werden. Sie werden Tag und Nacht alle paar Stunden gefüttert. Das ist ein full time job… Man kann übrigens im Wildlife Sanctuary im Sommer aushelfen, wenn man mal eine Zeit in Hillswick verbringen möchte.

Am Eingang zum Hillswick Wildlife Sanctuary.

Und wenn man den Ruf der Natur verspürt, kann man hier einkehren. Eine so verrückte öffentliche Toilette habe ich noch nicht gesehen.

Öffentliche Toilette.

Ich bin den Hügel von Hillswick empor gestiegen. Von oben sieht man von beiden Seiten das Meer, weil Hillswick auf einer Landenge liegt.

Beim Frühstück diskutierten wir die Wetterlage. Alle Wetterberichte stimmten darüber überein, dass es Mittags regnen sollte. Unterschiedlich war der Beginn der Schauer. Der Regen sollte aber zeitlich begrenzt sein. So beschlossen wir, die für den Tag geplante lange Wanderung in zwei Teile aufzuteilen und die Regenpause entweder in einem Cafe oder im Hotel zu verbringen.

Wir fuhren zum Eshaness Lighthouse. Das ist ein weiterer Leuchtturm von David Alan Stevenson, der insgesamt 26 Leuchttürme in Schottland designed und gebaut hat. Ich finde die deutsche Übersetzung „Leuchttum“ nicht ganz passend, denn wie man gut sieht, geht es nicht nur um den Turm, wie oft bei deutschen Leuchttümen, sondern auch um das Haus drum herum. „Leuchthaus“ trifft es daher wirklich mehr. Die Stevensons waren eine ganze Familie von Leuchtturm-Architekten. Übrigens war David Alan der Cousin von Robert Louis Stevenson, dem Autor. Darauf komme ich am Ende der Reisebeschreibung noch einmal zurück.

Eshaness Lighthouse.

Eshaness besteht aus Vulkangestein. Vor 350 bis 400 Millionen Jahren lag Shetland in der Nähe des Äquators im Inneren des Superkontinents. Die heutigen Klippen sind ein Ausschnitt der Flanke des damaligen Vulkans.

Auf der Schulter eines ehemaligen Vulkans.

Die Klippen sind sehr eindrucksvoll und äußerst zerklüftet, weil sich an ihnen die nordatlantischen Stürme austoben.

Blick entlang der Küste von Eshaness.

Landeinwärts gesehen gibt es mehrere Lochs.

Blick auf ein Loch.

Wir wanderten an der Küste entlang über mehrere Stiles.

Eshaness.
… immer weiter…

Teilweise sind die Klippen sehr stark zerklüftet und sogar kleine Wasserfälle gibt es.

Wasserfall an den Klippen.

Diesen Bildern kann ich gar nicht mehr viel hinzufügen, sie sprechen für sich.

weiter voran…
Schwarze Klippen.
Von den Wellen geformt.
Vulkanklippen.

Man sieht, wie hoch die Wellen an dieser Stelle schon bei ruhigem Wetter sind. Die Klippen sind ca. 30 Meter hoch. Im Winter spült das Meer bei starken Stürmen über den Klippenrand hinweg.

Wilde Wellen.

Ungefähr hier irgendwo muss es wohl gewesen sein. Auf einmal sahen wir eine längliche Sillouette, die sich über das Gras hinweg in Richtung Klippen bewegte und zwar relativ schnell. Ein Otter! Und was für ein stattliches Exemplar. Das alles passierte natürlich so schnell und in solcher Entfernung, dass an Fotos leider nicht zu denken war.

Hier gibt es Otter.
Auf dem Weg.

Das nächste Bild zeigt die Überreste einer herzhaften Krebsmahlzeit eines Seevogels oder vielleicht auch des Otters.

Mahlzeit!

Wir liefen bis zum Grind of the Navir. Das ist eine Art natürliches Amphitheater, in welchem sich die Stürme besonders extrem austoben. Man kann dort hinabsteigen, worauf ich aber verzichtet habe, da ich ein ganz klein wenig unter Höhenangst leide. Wer sich dafür interessiert, kann einfach mal „Grind of the Navir“ bei YouTube eingeben und sich ein paar Sturmvideos ansehen. Sehr eindrucksvoll. Nicht nur die Bilder, sondern auch die Leute, die das gefilmt haben.

In der Nähe vom Grind of the Navir.

Das nächste Foto zeigt eine der Stellen, an denen sich die Landschaft in absehbarer Zeit verändern wird. Unten hat das Wasser schon einen Weg durch den Felsen gefunden.

Kleine Bucht.

Beim Loch of Houlland vorbei ging es dann wieder zurück zum Leuchtturm.

Loch of Houlland.

Wir stoppten erst noch in dem wunderbaren Braewick Cafe, aber dort fielen dann schon die ersten tropfen. So zogen wir uns ins Hotel zurück und machten dort Pause.

Regen.

Nach zwei Stunden war der Spuk vorbei und wir fuhren wieder nach Eshaness. Dieses Mal parkten wir weiter unten an der Straße, kurz vor dem Abzweig zum Lighthouse. Wir liefen hinunter zu den Überresten der Stenness Fishing Station. Dies war eine von mehreren Stationen, bei denen die Shetländer das „Haaf Fishing“ betrieben. Hierzu fuhren sie mit offenen Booten mit sechs Rudern bis zu 40 Meilen aufs offene Meer hinaus, um Fisch mit Leinen zu fangen, also nicht mit Netzen. Diese Touren dauerten zwei bis drei Tage. Auf einem offenen Boot, möchte ich nur noch einmal wiederholen. In den Fishing Stations wurde der Fisch dann verarbeitet. Die Stationen wurden den ganzen Sommer über betrieben. Dann wurden die Dächer von den Häusern wieder entfernt, da diese im Winter angesichts der Stürme eh nur Schaden nehmen würden. Und ich habe auch gehört, dass es eine Dachsteuer gab. Ich konnte das aber bisher nicht verifizieren. Der gefangene Fisch wurde mit Salz haltbar gemacht oder getrocknet.

Stenness Fishing Station.
Blick auf Stenness Beach.
Ruine der Fishing Station.

Ein Stück von der Küste entfernt befindet sich Dore Holm, eine vorgelagerte Insel mit einem natürlichen Gesteinsbogen, den man hier nicht gut erkennen kann, da der Winkel dafür nicht richtig ist. Der Durchlass ist am rechten Rand der Insel in dem Foto unten. Aufgrund der Form wird die Insel auch „The Drinking Horse“ genannt.

The Drinking Horse

Wir liefen nun an der Küste nach Norden entlang.

Auf nach Norden.

Das Wetter war wieder erheblich besser und das Licht zauberhaft.

Im Gegenlicht.

Überall auf Shetland gibt es Hinweise auf die Fischerei, wie auch hier mit diesem angespülten Hummerkorb.

Auch diese Klippen waren sehr beeindruckend. Hier befindet sich eine Besonderheit, The Cannon. Dort wird Wasser durch Gänge im Felsen wie eine Kanonenkugel aus einer Kanone gedrückt. Bei YouTube gibt es hierzu Videos, die das veranschaulichen.

Küste mit The Cannon.

Und wie immer fehlen die Schafe nicht.

Mutiges Schaf.

Noch ein letzter Blick auf die Klippen,

Letzter Blick.

dann geht es wieder hoch zum Eshaness Lighthouse. Dann nur noch die Straße zurück zu den Mini-Vans.

Eshaness Lighthouse.

Und zur besseren Übersicht noch eine Karte.

Überblick.

Zurück in Hillswick bin ich noch in den kleinen Shop gegangen und habe dort eine Packung leckerer Croft Cookies und ein paar Postkarten gekauft. Immerhin gibt es dort alle wichtigen Dinge, wie Milch und Brot und die Bedienung ist sehr freundlich.

Zum Nachtisch gab es etwas mit Rhabarber. Ich war ein wenig erstaunt darüber, dass so spät im Jahr, Mitte/Ende Juli, noch Rhabarber verarbeitet wird. Martha erklärte mir aber, dass Rhabarber zum einen das einzige Fruchtartige ist, was auf Shetland überhaupt gedeiht. Alles andere, wie Erdbeeren, Johannisbeeren und so weiter können sich in dem Klima nicht behaupten. Zudem sei der Rhabarber hier aufgrund der Kühle wirklich erst viel später erntereif, so dass es kein Problem sei, ihn jetzt noch zu verarbeiten. Und wirklich habe ich in den kommenden Tagen noch in einigen Gärten und neben den Ruinen von früheren Wohnhäusern Rhabarberpflanzen gesehen.